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Ideologie Titel 

 

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Religion und Gewalt  

Christlicher Fundamentalismus, islamischer Faschismus und Gewalt im Zeitalter des demokratischen Imperialismus

Oder wie ist ein ewiger Frieden möglich?

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Oktober 2004                             Drucktext Button

Religion und Gewalt                    

Christlicher Fundamentalismus, islamischer Faschismus und Gewalt
im Zeitalter des demokratischen Imperialismus
Oder wie ist ein ewiger Frieden möglich?

Inhalt

Zur Irrationalität der Religionen

Der „Richterstuhl der Vernunft“ - vom ewigen Frieden

Exkurs zur Rolle der Philosophen und allgemein der Intellektuellen

Kritik an Kants Konzeption vom ewigen Frieden

Ursachen der Gewalt in der kapitalistischen Gesellschaft

Ideologie im Zeitalter des Imperialismus

Das Christentum als Ideologie

Islam als Ideologie

„Fundamentalismus“ -  Christlicher Nihilismus und islamischer Faschismus

Ewiger Frieden ist nur unter sozialistischen Bedingungen möglich

Literatur

Fast alle „Terrorismusexperten“ unterscheiden zwischen bösen Islamisten und dem friedlichen Islam. Kaum ein Gedanke wird daran verwendet, dass Religion überhaupt als irrationale Weltdeutung selbst zum Terror beitragen kann. Ebenso werden die Ursachen des Terrors von den sogenannten Sicherheitsexperten letztlich in anthropologischen Konstanten oder anderen Ideologien gesucht, um die Ursachen der Gewalt in der kapitalistischen Produktionsweise nicht nennen zu müssen. Wir zeigen dagegen, wie Religion und Kapitalismus terroristische Gewalt gebären. Nur eine Vergesellschaftung der Produktionsmittel unter der rationalen Kontrolle der Menschen (Sozialismus) kann strukturelle Gewalt beseitigen. Billiger ist eine friedliche Welt nicht zu haben.

 Anlass für diesen Essay war der Mord an den Kindern von Beslan. Die einfache Erinnerung daran, dass Mord an Schulkindern und ihren Lehrern eine Tradition hat, zwingt dazu, die Reflexion über lokale Probleme wie den Tschetschenienkonflikt hinaus zu erweitern. So haben Großgrundbesitzer in Guatemala ganze Schulklassen mit ihren Lehrern massakrieren lassen, denn lesefähige Landarbeiter, die auch Gewerkschaftszeitungen lesen können, waren für sie ein Horror. So haben portugiesische Terrorbanden einst in Angola ganze Schulen zerstört und die Kinder und Lehrer getötet, um die dortigen Völker einzuschüchtern und sie zu zwingen, als entwurzelte billige Arbeitskräfte auf den Plantagen zu arbeiten. In Afghanistan haben die Taliban weltliche Schulen geschlossen und Mädchen ganz aus den Schulen vertrieben. (Auch in dem zivilisierten Deutschland drückt sich Bildungsfeindlichkeit aus, etwa im Regelunterricht Religion, im klassenmäßig geordneten dreigliedrigen Schulsystem und in der Tatsache, dass Philosophie eher ein Randfach ist oder in vielen Schulen gar nicht vorkommt.)  Während der Kriege seit dem 19. Jahrhundert sind Kinder als Opfer bewusst in Kauf genommen worden. Man denke nur an die Terrorangriffe auf London, Warschau, Dresden und Hiroschima. Den bisherigen Höhepunkt der Gewalt allerdings verursachte der deutsche Faschismus mit seiner fabrikmäßigen Tötung vieler Millionen Männer, Frauen und Kinder aus rassischen Gründen. All diese Grausamkeiten und Bestialitäten sind durch Irrationalitäten gerechtfertigt worden. Sie setzen ein Bewusstsein bei den Tätern und ihren Mitläufern voraus, das entweder religiös (auf bloßen Glauben bezogen) oder ideologisch (falsches Bewusstsein zur Herrschaftssicherung) bestimmt ist – also irrational in Bezug auf den Stand der Vernunft, wie er sich seit der griechischen Antike entwickelt, in Kant einen ethischen, in der Marxschen Kapitalanalyse einen gesellschaftsanalytischen und in der modernen Naturforschung einen naturwissenschaftlichen Höhepunkt erreicht hat.

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Zur Irrationalität der Religionen

 Solange es eine von oben durchgesetzte Religion in Europa gab, konnte sie dogmatisch das Bewusstsein beherrschen. So war es im frühen Mittelalter. Doch schon das Judentum war ein Stachel im Fleisch des christlichen Abendlandes. Erst recht die Konfrontation mit der damals höher entwickelten Kultur des Islams in Spanien und dann die Begegnung der Kreuzfahrer mit dieser Kultur im Nahen Osten zwang das Denken des christlichen Abendlandes sich mit diesen fremden Religionen auseinander zu setzten. Anselm von Canterbury wollte allein mit rationalen Gottesbeweisen (sola rationis) die anderen beiden monotheistischen Religionen vom christlichen Gott überzeugen nach dem Motto: credo ut intelligam (was so viel heißt wie: ich glaube, da / damit es verstandesgemäß ist). Der Glauben sollte den Verstand rechtfertigen, wie der Verstand die Religion rechtfertigen sollte. Doch die Religion, einmal dem rationalen Denken ausgesetzt, zerstört sich selbst, sie wird abgelöst durch Religionskritik. Das wird deutlich an der  scheinbar rationalen Grundlage der Religion, den Gottesbeweisen.

 Religion steht und fällt mit ihrer Gottesvorstellung. Wer oder was ist Gott? Sowohl nach jüdischer, christlicher wie islamischer Bestimmung ist Gott Person, Schöpfer der Welt, Naturkraft (wie z.B. unbewegter Beweger), allmächtig, allgemeine Vernunft, Moralwächter. Bei den Christen kommt noch die Trinität hinzu, die eine – wenn auch widersprüchliche – Verbindung von Diesseits und Jenseits konstruiert. Im Koran heißt es von Gott: „Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt, der Wisser des Ungesehenen und des Sichtbaren. Er ist der Gnädige, der Barmherzige! Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt, der König, der Heilige, der Eigner des Friedens, der Gewährer von Sicherheit, der Beschützer, der Allmächtige, der Verbesserer, der Majestätische. (...) Er ist der Allmächtige, der Allweise!“ (Zitiert nach Russo, Islam, S. 46)

 Einen solchen Gott, wie ihn die drei monotheistischen Religionen annehmen, kann man prinzipiell auf zweierlei Weise rational begründen wollen. (Eine mythologische Begründung ist von vornherein irrational, verweigert also in der Moderne die Kommunikation und kann anderen nur mit Gewalt eingetrichtert werden.) Entweder man geht von der Welt aus und schließt auf Gott (kosmologischer Gottesbeweis) – oder man schließt vom Begriff Gottes auf seine Existenz (ontologischer Gottesbeweis). Dass die Welt da ist, dass sie eine sinnvolle Struktur hat (z.B. Naturgesetze) und dass sie Zwecke enthält, die realisiert werden (z.B. Leben), führt zur Frage nach den Ursachen von Existenz und sinnvoller Struktur der Welt. Nach dem Satz vom zureichenden Grund („Alles hat seinen zureichenden Grund.“), ohne den unser Denken nichts auf der Welt erkennen könnte, schließt man auf einen Grund, der Sinn geben, Zwecke setzen, Struktur schaffen kann. Dieser Grund soll Gott sein, der nur geistig gedacht werden kann, weil Sinn, Zweck, Struktur geistige Gebilde sind. Ein Gott, der allmächtig gedacht wird, ist im kosmologischen Gottesbeweis aber abhängig von der Welt, aus der er geschlossen wird. Gott wäre letztlich Teil der Welt und nicht transzendent, er wäre abhängig von den materiellen Dingen, die er strukturiert, und nicht allmächtig. Die philosophische Theologie hat, um den Widerspruch zwischen Allmacht und Abhängigkeit zu entgehen, Gott zum Schöpfer der Welt erklärt. Als Grund der Welt ist er zugleich Schöpfer der Welt. Da Gott aber eine geistige Substanz sein soll, d.h. ein nur geistig existierendes Wesen, müsste aus dem Geist ein Materielles entstanden sein. Der Grund wäre geistig, die Folge ein Materielles. Vertrete man diese These, dann wäre das Verhältnis von Grund und Folge ad absurdum geführt. Denn aus Gleichem kann immer nur Gleiches folgen, aus Geist nur Geistiges, und Materie kann nur umgeformt werden. Ließe man einen geistigen Grund zu, der ein Materielles erzeugte als seine Folge, wäre die Vernünftigkeit unseres Denkens außer Kraft gesetzt, jeder Unsinn ließe sich begründen. Mit der Negation der Vernünftigkeit unseres Denkens wäre aber auch die vernünftige Begründung der Schöpfungsthese negiert. Außerdem wäre ein Grund der Welt, der als Schöpfer auftritt, nicht notwendig ein Gott, wie er in den obigen Religionen gedacht wird. Es könnte ebenso ein unpersönlicher Grund der Welt sein. (Oder die Welt könnte als ewig vorgestellt werden, so wie sie ist, dann wäre ein Gott als Schöpfer zu denken überflüssig.) Dass es ein Gott als Person ist, setzt immer schon den Begriff Gottes, wie er in den heiligen Texten erscheint, voraus. Der kosmologische Gottesbeweis setzt also notwendig den ontologischen Gottesbeweis voraus. In diesem wird von dem Begriff Gottes, wie ihn die Offenbarungen liefern, auf seine Existenz geschlossen. Wer sagt uns aber, dass die Offenbarung nicht ein Priesterbetrug ist? Der ontologische Gottesbeweis hat deshalb von vornherein bereits mythologische Grundlagen. Da der Begriff Gottes seine Existenz einschließt, muss also Gott existieren, wenn wir einen solchen Begriff von ihm haben. Denn einem allmächtigen Gott kann seine Existenz nicht mangeln. Dieser Gottesbeweis ist nur schlüssig, wenn man eine realistische Sprachtheorie zu Grunde legt, nach der ein Begriff das innere Wesen der Dinge darstellt, unser Begriff in der Seele nur das realistische Abbild des Begriffs in der Sache selbst ist. Mit der nominalistischen Kritik an der realistischen Sprachtheorie fällt aber dieser Gottesbeweis. Begriffe als Universalien können nicht real in den Dingen sein, denn dies führt auf den Widerspruch, dass ein Universales zugleich Einzelding und Allgemeines wäre. So schließt Ockham: „Daraus und aus vielen anderen (Gründen) ergibt sich, daß das Universale eine Intention der Seele ist, die von vielen ausgesagt werden kann. (...) Also ist nur eine Intention der Seele oder ein (sprachliches) konventionelles Zeichen ein Universale.“ (Ockham, Universalienproblem, S. 480)  Auch wenn man die nominalistische Reduktion von Begriffen auf willkürlich gemachte Namen (nomen) nicht akzeptiert, hat doch die nominalistische Kritik an der realistischen Sprachtheorie die volle Leistung der menschlichen Subjektivität bei der Bildung von Begriffen erkannt. Es ist der Mensch, der seine Welt begrifflich erfasst. Er macht sich seine Begriffe auf Grund der empirischen Erfahrung und auf Grund seines Verstandes und seiner Vernunft. „Gott“ ist demnach ein von Menschen gemachter Begriff, ein Fantasieprodukt, ein flatus vocis im wahrsten Sinne des Wortes, eine Übersteigerung von Phänomenen bzw. von menschlichen Eigenschaften, Phänomene, die durchaus auch rational erklärbar sind, oder doch, wenn sie noch nicht erkannt sind oder prinzipiell nicht erkennbar sind, keinen Gott zwingend voraussetzen.

 Diese Argumentation wird heute auch von den seriösen Theologen akzeptiert. Da sie jedoch ihren Gottesbegriff retten wollen, behaupten sie seit Ockham: credo quia absurdum (ich glaube, weil es absurd, unlogisch, unbeweisbar ist. Gemeint ist: Da es nicht beweisbar ist, kann ich nur glauben). Statt rationaler Begründung wird irrationaler Glaube gesetzt. Eine moderne Variante dieses Satzes findet sich bei Wolfgang Beinert. „Man kann sehr gute Gründe angeben, die seine Existenz nahelegen, und gar nicht schlechte Gründe beibringen, die sie bestreiten. Die Sachlage bleibt also argumentativ offen: In der Theologie wird das dadurch ausgedrückt, dass man von Gott als bleibendes Geheimnis spricht. Man kann seine Existenz nur mittels einer existentiellen Grundentscheidung als real annehmen. Diese ist der Glaube. Theismus wie Atheismus sind also gleichermaßen Glaubenshaltungen. Das kann auch gar nicht anders sein. Die Verborgenheit oder Geheimnishaftigkeit Gottes beruht nicht auf menschlicher Verstandesschwäche, die möglicherweise einmal behoben wird, sondern liegt in seinem Wesen selber. Als grundloser  Grund entzieht er sich aller fest-stellenden Begründung.“ (Christentum, S. 193)  Hier wird der Irrationalismus offen bekannt (und zugleich der Atheismus als Glauben diffamiert). Ein „bleibendes Geheimnis“ ist kein Grund, also gar kein Gegenstand des Denkens. Über etwas Unbekanntes kann man nicht reden. Was nicht begründbar ist, darüber kann man überhaupt nichts aussagen, jedenfalls dann nicht, wenn es nicht sinnlich erfahrbar ist. Macht man dennoch Aussagen über ein geistiges Nichts oder schließt man aus einem solchen Nichts auf ein Etwas, dann hat dies noch nicht einmal den Rang einer Hypothese, sondern ist die blanke Willkür, bloße Behauptung, einfach Schwindel. Nach diesem Argumentationsschema wäre jedes und sein Gegenteil begründbar. Tatsächlich stellen wohl die Interessen des Aussagenden den Grund für das Ausgesagte dar, das einem „Gott“ nur zugeschoben wird – und wenn dieses Ausgesagte bereits 2000 Jahre Herrschaftsgeschichte hinter sich hat, dann wird auch das Interesse erkennbar. Eine Gottesannahme hat heute theoretisch nichts gegenüber der „Vorsehung“ eines Hitlers oder dem Voodoozauber von Analphabeten oder dem Paradiesglaube von Bin Laden voraus, auch wenn es eine Dogmengeschichte gab, die einst wichtige Probleme des Geistes formulierte und die einmal das avancierte Bewusstsein der Menschheit darstellte. Religion ist heute, wie ja auch die Zunft der Theologen mit Beinert zugibt, nichts anderes als Dezisionismus, willkürliche Entscheidung, eine heilige Hure, die mit jedem ins Bett geht, der sich ihrer bedient. (Wir verzichten hier auf eine immanente Kritik der christlichen oder islamischen Mythologie, weil mit der Widerlegung der Gottesbeweise auch diese fällt. Burkhard Müller hat eine solche „Kritik des Christentums“ abgeliefert, siehe Müller, Schlussstrich, sowie auch unsere Rezension dieses Buches, die demnächst erscheinen wird.)

 Dass die Religion seit 700 Jahren theoretisch tot ist und trotz Aufklärungsepoche in Europa weiter besteht, beruht auf gesellschaftlichen Interessen und Zuständen, die nicht mehr zur Theologie gehören, sondern der Sozialkritik verfallen. „Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d´honneur, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.   Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes. (...) Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.“  (Marx, Einleitung, S. 378 f.)

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Der „Richterstuhl der Vernunft“ - vom ewigen Frieden

 Wenn verschiene Denkrichtungen und Weltanschauungen aufeinander prallen, dann gilt nach Kant: „Der kritische Weg ist allein noch offen.“ (Kritik der reinen Vernunft, S. B 884)  Ist Religion erst einmal durch Kritik desavouiert, dann kann das menschliche Denken mit seinen Vermögen Verstand, Vernunft und Urteilskraft seine Welt rational deuten. An der Philosophie ist es zu zeigen, zu welchen Resultaten sie im Hinblick auf die Gewalt und den Frieden gekommen ist.

 Für Kant gibt es nur die Alternative Krieg oder Vernunft. Eine Vernunft, die nicht dem avancierten Stand des Denkens entspricht, d.h. ohne sich selbst kritisch reflektiert zu haben in Bezug auf ihre Vermögen und ihre Tradition „ist gleichsam im Stande der Natur, und kann ihre Behauptungen und Ansprüche nicht anders geltend machen, oder sichern, als durch Krieg“. (Kr.d.r.V., B 779)  Alle religiösen Vorstellungen und alle Ideologien heute sind, soweit sie überhaupt Vernunft enthalten, noch im rohen „Stande der Natur“, etwas mit ihnen durchzusetzen geht nur mittels Gewalt und Krieg. Eine Mutter, die mit ihrem Kind jeden Abend betet, übt Gewalt auf es aus, weil sie die erwachende Vernunft des Kindes verblödet. Ein Vater, der seinen Sohn zwingt, Verse des Korans auswendig zu lernen und in rituellen Handlungen tief in sein Bewusstsein zu versenken, übt Gewalt auf das Kind aus, da er verhindert, dass es einmal seine Welt rational begreifen kann. „Die Kritik dagegen, welche alle Entscheidungen aus den Grundregeln ihrer eigenen Einsetzung hernimmt, deren Ansehen keiner bezweifeln kann, verschafft uns die Ruhe eines gesetzlichen Zustandes, in welchem wir unsere Streitigkeite nicht anders führen sollen, als durch Prozeß. Was die Händel in dem ersten Zustande endigt, ist ein Sieg, dessen sich beide Teile rühmen, auf den mehrenteils ein nur unsicherer Friede folgt, den die Obrigkeit stiftet, welche sich ins Mittel legt, im zweiten aber die Sentenz, die, weil sie hier die Quelle der Streitigkeiten selbst trifft, einen ewigen Frieden gewähren muß.“ (Kant, Kr.d.r.V., B 779 f.)  Religionen und Ideologien sind per se dogmatisch, weil sie, wenn sie sich der Kritik aussetzten, ihr Falschheit entdecken und zugeben, also sich auflösen müssten. Statt sich diesem vernünftigen Weg der Kritik auszusetzen, bekämpfen sie sich bis zum Meuchelmord.  „An einem Freitag, dem 2. Juli 1993, steckten Untergrund-Fundamentalisten ein Hotel in der türkischen Stadt Sivas in Brand, wobei 36 säkular orientierte Schriftsteller bei lebendigem Leibe verbrannten.“ (Tibi, Iman; S. 340)  Kant hat dagegen die Hoffnung, dass dieser permanente Krieg des Menschentiers mit der göttlich gedachten Fähigkeit zu denken, es endlich zwingt vernünftigen Argumenten zugänglich zu werden. „Auch nötigen die endlosen Streitigkeiten einer bloß dogmatischen Vernunft, endlich in irgendeiner Kritik dieser Vernunft selbst, und in einer Gesetzgebung, die sich auf sie gründet, Ruhe zu suchen; so wie Hobbes behauptet: der Stand der Natur sei ein Stand des Unrechts und der Gewalttätigkeit, und man müsse ihn notwendig verlassen, um sich dem gesetzlichen Zwange zu unterwerfen, der allein unsere Freiheit dahin einschränkt, daß sie mit jedes anderen Freiheit und eben dadurch mit dem gemeinsamen Besten zusammen bestehen könne.“ (Kant, Kr.d.r.V.,  B 780) 

 Was in der „Kritik der reinen Vernunft“ nur erst ein isolierter Gedanke ist, wird von ihm in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ ausgeführt. Aus dem a priori konstruierten Recht (der „Metaphysik der Sitten“) folgert Kant auf Rechtsartikel, die notwendige Bedingungen der Möglichkeit eines dauerhaften Friedens sind. Dazu gehören, dass Friedensschlüsse keine Gründe für künftige Kriege beinhalten sollen, „stehende Heere“ (nicht aber Milizen zur bloßen Verteidigung) abgeschafft werden, keine „Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden“ und das gilt: „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staats gewalttätig einmischen.“  (Kant, Frieden, S. 196 ff.)  Wenn ein Krieg zustande kommt, dann sollen wenigstens keine Mittel angewandt werden, die einen späteren Friedensschluss unmöglich machen. (Konkret nennt er u.a. den „Meuchelmord“, heute müsste man dazu den Terror gegen Zivilisten zählen.) Damit nicht die Willkür eines Präsidenten, Kanzlers, Königs, Diktators oder Tyrannen leicht zum Krieg führen kann, sollte die bürgerliche Verfassung in jedem Staate „republikanisch“ sein. Gemeint ist damit ein Staat, in dem Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative herrscht. Sieht man von den Rücksichten Kants in seiner Zeit ab, dann könnte man durchaus von einer repräsentativen Demokratie sprechen.) Unter der Bedingung des Weltmarktes, in dem die einzelnen  Staaten durch vielfältige Interessen eingebunden sind, ist nur ein „Förderalism“ zwischen den Staaten sinnvoll, ein „Völkerbund“, der weder ein Einheitsstaat ist, das würde der Vielfalt widersprechen, noch ein unverbindlicher Zusammenschluss, der keine friedenssichernde Wirkung hätte. Abschließend wird noch das Recht eines Fremdlings darauf beschränkt, nicht feindselig behandelt zu werden.

 Da die kantischen Rechtsgrundsätze heute ihrem Wesensgehalt nach zum Völkerrecht gehören, von den allermeisten Staaten anerkannt (wenn auch nur z.T. verwirklicht) sind, könnte man kritisch fragen, warum es denn noch immer Kriege gibt? Ja, warum eine bürgerliche  Demokratie wie die USA gegen all diese Rechtsgrundsätze verstößt und ein anderes Land (Irak) überfällt? Diese Frage nach empirischen Verhältnissen ist nicht abwegig in Bezug auf apriorische Rechtsartikel, weil Recht nur dann Bedeutung hat, wenn es tatsächliche Sachverhalte regelt. Ein Recht von Nichts wäre kein Recht. Kant bestimmt die Durchführbarkeit seiner Gedanken zum permanenten Frieden denn auch als Prozess der ständigen Annäherung an dieses Ideal, ohne es jemals auf Grund der menschlichen Natur vollständig erreichen zu können. In der Natur des Menschen, die ihn zu Krieg, Rechtsbrüchen und unmoralischem Handeln verleitet, sieht Kant zugleich auch (dialektisch) die Triebkraft zum permanenten Frieden. „Das, was diese Gewähr (Garantie) leistet, ist nichts Geringeres, als die große Künstlerin Natur  (natura daedala rerum), aus deren mechanischem Laufe sichtbarlich Zweckmäßigkeit hervorleuchtet, durch die Zwietracht der Menschen Eintracht selbst wider ihren Willen emporkommen zu lassen, und darum, gleich als Nötigung einer ihren Wirkungsgesetzen nach uns unbekannten Ursache, Schicksal, bei Erwägung aber ihrer Zweckmäßigkeit im Laufe der Welt, als tiefliegende Weisheit einer höheren, auf den objektiven Endzweck des menschlichen Geschlechts gerichteten, und diesen Weltlauf prädeterminierenden Ursache Vorsehung genannt wird.“ (Kant, Frieden, S. 217)  Allerdings ist die Eintracht schaffende Zwietracht der Natur des Menschen („ungesellige Geselligkeit“) nicht ausreichend. Zu den Erfahrungen, zu was die Zwietracht der Menschen fähig ist, also den Erfahrungen der Geschichte als Schlachtbank, des Krieges als Rückfall in Barbarei und den anderen Scheußlichkeiten muss allmählich die aufgeklärte Vernunft hinzutreten. Denn die Natur, deren Gesetz die Selbsterhaltung ist, schafft es höchstens bis zur Kriegspause (Waffenstillstand). In Analogie mit der Entstehung von Verfassungsstaaten in Europa sieht Kant auch eine verfassungsmäßige Ordnung zwischen den Staaten als möglich an. „Das Problem der Staatserrichtung ist, so hart wie es auch klingt, selbst für ein Volk von Teufeln (wenn sie nur Verstand haben), auflösbar, und lautet so: ‚Ein Menge von vernünftigen Wesen, die insgesamt allgemeine Gesetze für ihre Erhaltung verlangen, deren jedes aber in Geheim sich davon auszunehmen geneigt ist, so zu ordnen und ihre Verfassung einzurichten, daß, obgleich sie in ihren Privatgesinnungen einander entgegen streben, diese einander doch so aufhalten, daß in ihrem öffentlichen Verhalten der Erfolg eben derselbe ist, als ob sie keine solche böse Gesinnungen hätten.’“ (Kant, Frieden, S. 224)  (Eine Pointe dieses Textes von Kant ist, dass Leute, die Selbstmordattentäter gegen Unschuldige losschicken, noch schlimmer als Teufel oder Teufel ohne Verstand sind!) Auf die zwischenstaatlichen Beziehungen angewandt, „bedient sich die Natur zweier Mittel, um Völker von der Vermischung abzuhalten und sie abzusondern, der Verschiedenheit der Sprachen und der Religionen, die zwar den Hang zum wechselseitigen Hasse, und Vorwand zum Kriege bei sich führt, aber doch, bei anwachsender Kultur und der allmählichen Annäherung der Menschen zu größerer Einstimmung in Prinzipien, zum Einverständnisse in einem Frieden leitet, der nicht, wie jener Despotism (auf dem Kirchhofe der Freiheit) (gemeint ist eine Weltdiktatur, d.Verf.), durch Schwächung aller Kräfte, sondern durch ihr Gleichgewicht, im lebhaftesten Wetteifer derselben, hervorgebracht und gesichert wird.“ (Kant, Frieden, S. 225 f.)

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Exkurs zur Rolle der Philosophen und allgemein der Intellektuellen

 Das heißt für Kant aber nicht, dass die Philosophen nun Staatsführer werden sollen, wie Platon das einmal gefordert hat. Zwar verkörpern die Weisheitslehrer das Prinzipienwissen der Menschheit, das durch ungeheure Opfer entstanden ist, aber als Machthaber würden sie korrumpiert. „Das Könige philosophieren, oder Philosophen Könige würden, ist nicht zu erwarten, aber auch nicht zu wünschen; weil der Besitz der Gewalt das freie Urteil der Vernunft unvermeidlich verdirbt. Daß aber Könige oder königliche (sich selbst nach Gleichheitsgesetzen beherrschende) Völker die Klasse der Philosophen nicht schwinden oder verstummen, sondern öffentlich sprechen lassen, ist beiden zu Beleuchtung ihres Geschäfts unentbehrlich und, weil diese Klasse ihrer Natur nach der Rottierung und Klubbenverbindung unfähig ist, wegen der Nachrede einer Propagande verdachtlos.“ (Kant, Frieden, S. 228)  Die meisten muslimischen Länder haben eine staatliche Zensur und erlauben keinen öffentlichen Gebrauch der Vernunft, wenn er kritisch ist. Sie haben deshalb auch den Stand eines Massenbewusstseins, das voraufklärerisch ist, eben „geistlose Zustände“. Auch trifft die Kantische Argumentation nicht auf die Rolle der Intellektuellen zu, die heute im Westen wissenschaftliche Politikberatung machen. Diese ist entweder nur technischer Natur oder sitzt den vorherrschenden Ideologien auf, macht sich also von vornherein der Nachrede der Propaganda verdächtig. Über die Vernunft des gängigen Typus des Intellektuellen in der Gegenwart sagt Regis Debray, dass er unfähig zur Kritik der bestehenden Verhältnisse geworden ist. Er wechselt seine Meinung je nach politischer Lage „so, wie er es braucht, um seinen Marktwert in der Öffentlichkeit zu erhalten“ (nach Müller: Reformlüge, S. 385).  Der Philosoph als Weisheitslehrer (nicht zu verwechseln mit den üblichen Philosophieprofessoren) aber lehrt die obersten Zwecke und Prinzipien autonom, unabhängig von Interessen irgendeiner Macht. Er ist nur der Menschheit als Ganzer verpflichtet, nicht einem nationalen Interesse, das heute immer ein Interesse des nationalen Kapitals ist. Gerade als solcher ist der Weisheitslehrer eine notwendige Voraussetzung des Friedens, wenn dieser über die Naturwüchsigkeit konkurrierender Machtpolitik hinausgehen soll.

 Wie weit einige Staatsmänner und Terroristenführer von einer wie immer reflektierten Philosophie entfernt sind, zeigen zwei Beispiele: Bin Laden und Georg Busch aufzufordern sich mit stichhaltigen Argumenten für ihre Kriege zu rechtfertigen, das sind philosophisch durchdachte Begründungen, die auf dem avancierten Stand der Vernunft beruhen, wirkt angesichts ihres Bewusstseins lächerlich. Busch, der „mächigste Mann der Welt“ beruft sich auf einen antiken Amateurphilosophen. So meldet die HAZ mit dem Untertitel: Georg W. Bush umwirbt die bibeltreuen Evangelikalen – bei denen sein Gegenkandidat kaum punkten kann: „Georg W. Bush zählt zu den gläubigsten Regierungschefs, die die USA je hatten. Er liest täglich in der Bibel, und Jesus bezeichnet er als seinen Lieblingsphilosophen. Mehr als zwei Drittel der Amerikaner halten es für wichtig, dass der Mann an der Spitze feste religiöse Grundsätze hat. Auf das Millionenheer der Evangelikalen können Bushs Wahlkampfstrategen bauen.“ (HAZ 25/26.9.04 S. 3: Titel:  Der Glaubensfaktor im Wahlkampf der USA)  Was für ein Niveauverfall gegenüber einer heute auch nur ansatzweise möglichen reflektierten Politik. Stattdessen holt sich Busch sein Bewusstsein von dem Nichtphilosophen Jesus bzw. den Laienplatonikern unter den Evangelisten ab, Leute, die schon vor fast 2000 Jahren nicht auf der geistigen Höhe ihrer Zeit waren. Und dies ist der Chef einer Weltmacht, die mehrmals die ganze Erde vernichten könnte, die ein Destruktionspotenzial angehäuft hat, das jeden Landstrich in eine Wüste verwandeln kann. Da mit Bibelzitaten keine Politik zu machen ist, gehört das religiöse Gequatsche in den Bereich Propaganda. Wer wirklich Politik betreibt durch Charaktermasken wie Bush hindurch, ist ein verselbstständigter Mechanismus, der sich aus dem Zusammenprall der Interessen speist. 

 Ähnliches gilt für Bin Laden, der sich an dem Buch eines Analphabeten orientiert und wahrscheinlich jede philosophische Reflexion der Thesen und Geschichten Mohammeds als Gotteslästerung abtun würde. Jemand, dessen Bewusstsein im mythologischen Denken befangen geblieben ist, auch wenn er in einem technischen Fach qualifiziert ist, maßt sich an, die Welt herauszufordern, die er doch gar nicht verstehen kann. In einer Welt von gebildeten Menschen muss er zwangsläufig als Psychopath erscheinen.

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Kritik an Kants Konzeption vom ewigen Frieden

 Kant nennt konkret als naturwüchsiges Mittel den Handel, was Marx später die „zivilisierende Wirkung des Kapitals“ nennen wird, welcher bei allen Interessen (die immer partikular sind) einen allgemeinen Frieden herbeiführen helfe. „Es ist der Handelsgeist, der mit dem Kriege nicht zusammen bestehen kann, und der früher oder später sich jedes Volks bemächtigt. Weil nämlich unter allen, der Staatsmacht untergeordneten, Mächten (Mitteln) die Geldmacht wohl die zuverlässigste sein möchte, so sehen sich Staaten (freilich wohl nicht eben durch Triebfedern der Moralität) gedrungen, den edlen Frieden zu befördern, und, wo auch immer in der Welt Krieg auszubrechen droht, ihn durch Vermittlungen abzuwehren, gleich als ob sie deshalb im beständigen Bündnisse ständen“. (Kant, Frieden, S. 226)  Der Tausch von äquivalenten  Werten setzt die Freiheit und Gleichheit der Tauschpartner voraus, denn zwischen Sklaven und Herrn, Leibeigenen und Grundherrn kann es keinen Äquivalententausch, der im Kapitalismus notwendig für sein Funktionieren ist, geben. Marktfrieden ist ebenso Voraussetzung des kapitalistischen Marktes wie ein gesicherter Rechtszustand. Dennoch weiß auch Kant, dass derselbe „Handelsgeist“ für die Scheußlichkeiten der Kolonisierung, die zu seiner Zeit voranschritt, verantwortlich ist. Vergleicht man die Möglichkeit friedlicher Entwicklung und Annäherung der Völker mit dem „inhospitale(n) Betragen der gesitteten, vornehmlich handeltreibenden Staaten unseres Weltteils, so geht die Ungerechtigkeit, die sie in dem Besuche fremder Länder und Völker (welches ihnen mit dem Erobern derselben für einerlei gilt) beweisen, bis zum Erschrecken weit. (...) In Ostindien (Hindustan) brachten sie, unter dem Vorwande bloß beabsichtigter Handelsniederlagen, fremde Kriegsvölker hinein, mit ihnen aber Unterdrückung der Eingeborenen, Aufwiegelung der verschiedenen Staaten desselben zu weit ausgebreiteten Kriegen, Hungersnot, Aufruhr, Treulosigkeit, und wie die Litanei aller Übel, die das menschliche Geschlecht drücken, weiter lauten mag.“ (Kant. Frieden, S. 214 f.)   Dieses Beispiel, dem beliebig viele für das 19. und 20. Jahrhundert hinzugefügt werden könnten, wie z.B. die Weltkriege, ist zumindest ein empirisches Argument gegen die Kantische Argumentation, vor allen gegen seine These einer allmählichen Annäherung an das Ideal eines permanenten Friedens. Im Gegenteil, mit dem Anwachsen der Produktivkräfte sind auch die Destruktivkräfte angewachsen und die Kriege sind noch brutaler und umfangreicher geworden. Dem könnte man empirisch entgegenhalten, dass angesichts eines möglichen Atomkrieges, der nicht nur ein Land zum Kirchhof machen, sondern die gesamte Menschheit ausrotten könnte, seine Argumentation aktueller denn je ist, wenn wir als Gattung überleben wollen. Was an Kants Position unstimmig ist, kann erst eine immanente Kritik der Prinzipien selbst erweisen. Das kantische Sittengesetz und die daraus entwickelten Rechtsprinzipien sollen allein aus der Vernunft (a priori) begründet sein (Autonomie des Denkens). Sie bedürfen aber prinzipiell zu ihrer Durchsetzung die Mithilfe der Natur, einer immanenten Zweckhaftigkeit, die den Menschen durch seine Widersprüche hindurch zu einem Rechtszustand drängt (Heteronomie). Die Heteronomie wird zur Voraussetzung der Autonomie, die dann keine mehr ist. Diese Koinzidenz von Naturmechanismus und Rechtsprinzip setzt weiter voraus, dass in der Natur selbst Vernunft enthalten ist, was Kant nur rational behaupten kann, indem er einen gütigen Gott beides gleichartig schaffen lässt. Konsequent setzt Kant in seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ einen wenn auch hypothetisch anzunehmenden Gott voraus, den er andererseits theoretisch als unbeweisbar nachgewiesen hat. Diese Widersprüche in seiner Philosophie markieren die irrationale Stelle, die zumindest eine Zuversicht auf einen tatsächlich einmal eintretenden ewigen Frieden zunichte macht. (Ebenso unakzeptabel ist Hegels Walten einer Idee im Weltlauf, deren Realisierung schließlich Resultat der gesellschaftlichen Widersprüche sein soll. Letztlich hat sich dieser Idealismus an der profanen Variante eines gerichteten Weltlaufs, der mit dem Sieg des Kommunismus enden sollte, wie im Sowjetmarxismus konstruiert, blamiert.)  Die Widersprüche in Kants Konzeption des ewigen Friedens und die tatsächliche Entwicklung der Kriege vom 19. Jahrhundert bis heute, lassen darauf schließen, dass es noch andere Gründe für Kriege gibt, als ein fehlgeleiteter Verstand oder die Fehlbarkeit der menschlichen Natur. Dieser blinde Fleck in seiner Konzeption liegt im mangelnden Durchdringen der sich allerdings  erst entfaltenden kapitalistischen Ökonomie seiner Zeit.

 Kants wirtschaftliche Kenntnisse beruhen auf Adam Smith’ ökonomischer Theorie. Danach sei der Markt der harmonische Vermittler der egoistischen Interessen, dessen Resultat letztlich die Beförderung des Allgemeinwohls sei. Abgesehen davon, dass diese Vermittlung nur durch Krisen und Friktionen geschieht, ist sie auch unbeherrschbar. Die Anarchie des Marktes verwohlfeilert zwar die Waren, unterhält und befördert aber auch einen Konkurrenzkampf, der ständig zum Krieg tendiert. „Das Kapital hat einen horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinen Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird das Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.“ (T.J.Dunning, zitiert nach Marx: Das Kapital I, S. 788)  

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Ursachen der Gewalt in der kapitalistischen Gesellschaft

 So unterschiedlich national, ethnisch und ideologisch die Beispiele für Kriege und Kriegsgründe in den letzten 200 Jahren sind, so haben sie doch eine tiefere Ursache gemeinsam, die sie verbindet und von brutalen Phänomenen in der Antike oder dem Mittelalter unterscheidet. Die moderne Ökonomie beruht auf der systematischen Aneignung fremder Arbeitskraft. Lohnabhängige müssen, um ihr Leben fristen zu können, ihre Arbeitskraft verkaufen. Diese wird aber nur dann angemietet, wenn das Unternehmen sich davon einen Gewinn verspricht. Jede Ware, jedes Produkt auf dem Markt enthält deshalb einen Mehrwert oder Profit, der in dieser Ware inkarniert ist. Wollten die Lohnabhängigen diesen Gewinn selbst als Lohn einstreichen, würden sie an den Eigentumsverhältnissen scheitern. Die ganze Staatsgewalt bis hin zum Menschenrecht auf Eigentum dienen dazu, das Privateigentum an den Produktionsmitteln zu schützen. Damit wird aber zugleich auch ein ökonomisches Herrschaftsverhältnis geschützt, das den einen zwingt, mehr Wert zu erarbeiten, als er durch seinen Lohn an Wert zurück bekommt, einen Mehrwert also, den sich der Eigentümer der Produktionsmittel kostenlos aneignet. In der Ware ist deshalb nicht nur ein Profit inkarniert, sondern ebenso ein Herrschaftsverhältnis mit samt seinem Gewaltpotenzial, das es schützt. Der Profit realisiert sich in seiner Geldform erst beim Verkauf der Ware. Verkäuflich ist die Ware nur, wenn sie mit einer genügend großen Produktivität hergestellt wurde. Das zwingt das industrielle Kapital permanent seinen Profit zu reinvestieren und die Produktion auszuweiten. Es werden immer mehr Märkte erschlossen und immer mehr Rohstoffe benötigt. Die kapitalistische Warenproduktion muss über die Landesgrenzen expandieren. Sie schafft sich seit dem 16 Jahrhundert einen Weltmarkt und hat heute fast jeden Winkel der Erde mit ihrer Art der Ökonomie durchdrungen. D.h., sie hat ihr Gewaltverhältnis auf den gesamten Globus etabliert. Wie das z.B. im 18./19. Jahrhundert bei der Kolonisierung der entdeckten Länder geschah, hatte schon Kant kritisiert (siehe oben).

Die Entkolonisierung hat politisch unabhängige Staaten geschaffen, deren Bevölkerung aus der Subsistenzwirtschaft herausgerissen ist und weitgehend für den (Welt-)Markt produziert. Das Geschäft mit diesen Ländern ist effektiver als kostspielig zu unterhaltende Kolonien. Verkürzt ausgedrückt, kann man Kolonien nur Konsumgüter wie Kochtöpfe oder ähnliches verkaufen, während man unabhängigen Ländern, die sich industrialisieren, Werkzeugmaschinen verkaufen kann, deren Handel einen höheren Gewinn abwirft. Über den Handel zwischen hochindustrialisierten Metropolen und unproduktiveren Regionen (die z.B. nur Rohstoffe verkaufen können) findet dann ein Abfluss von Werten in die kapitalistischen Zentren statt, der es durchaus gestattet, von Neokolonialismus zu sprechen. Gegen diese Ausbeutung, die sich allein den Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise verdankt, also ohne außerökonomischen Zwang funktioniert (vgl. Gaßmann, Ökonomie, S. 67 - 70), regt sich in der 3. Welt Widerstand, der dann wieder die westliche Militärmaschine in Gang setzt, um diese unbotmäßigen Länder oder nur kleinere Widerstandsgruppen zu disziplinieren.

 Die Warenproduktion im Kapitalismus ist national organisiert. Außenpolitik ist dann in dieser Wirtschaftsweise immer die Sicherung der Geschäftsbedingungen nach außen, wo ein nationales Kapital mit den anderen in Konkurrenz tritt. Die kriegerischen Rivalitäten der Nationen um die ökonomische Vorherrschaft auf der Welt haben im 20. Jahrhundert die beiden Weltkriege mit ihren massenhaften Abschlachten von Menschen hervorgebracht. (Dass dabei die Politik des deutschen Kapitals mit besonderer Aggressivität hervortrat, ist bekannt.) Durch die permanente Entwicklung der Produktivkräfte entsteht eine ungeheure technische Fähigkeit, welche die Mühen der Menschheit ein für alle Mal beseitigen könnte. Doch durch das herrschende Gewaltverhältnis schlagen diese Produktivkräfte ständig in Destruktivkräfte um, was sich heute in Begriffen wie High-Tech-Krieg oder Atomkrieg festmacht.

 Terrorismus in unserer Epoche ist selbst Teil der Gewaltförmigkeit der kapitalistischen Gesellschaft. Was immer für idiotische Vorstellungen der einzelne Terrorist mit seinen Taten verbindet, es läuft letztlich immer auf ökonomische, das heißt kapitalistische Sondervorteile hinaus, und sei es nur die ökonomischen Interessen der Gegenseite zu beschränken. Als nationaler oder regionaler Terrorismus ist er Teil des kapitalistischen Konkurrenzkampfes, der immer auch mit nicht-ökonomischen Mitteln ausgetragen wurde. Das amerikanische Bombardement von Städten, das beschönigend als Präzisionsschlag verklärt wird, ist ebenso Terror wie islamistische Bomben auf Vorortzüge. Der US-Imperialismus maßt sich an, mit seiner überlegenen Militärmacht, die ganze Erde zu kontrollieren, während kleinere Länder oder Gruppen größenwahnsinnig die US-Amerikaner nacheifern wollen. Bei deutschen Vertretern von Islamisten hört sich der islamische Imperialismus so an: „Im Namen Allahs des Allerbarmers des Barmherzigen. Das islamische Kalifat ist der Schutz für die Länder der Muslime. Seine Errichtung ist Pflicht. Und die Inaktivität dabei eine Sünde. Das Kalifat ist eine kollektive Führung für alle Muslime auf dieser Erde, um die islamischen Gesetze zu implementieren und die islamische Botschaft in alle Welt weiterzutragen. Es ist eine politische Struktur, die Muslime und ihre Länder vereint. (...) Das Kalifat ist auch jener Staat, der den Dschihad vollzieht, den Allah den Muslimen auferlegt hat, um die islamische Botschaft in alle Welt weiterzutragen, die Länder der Muslime zu schützen und ihr Leben, ihre Angehörigen, ihr Eigentum und das ihrer Schutzbefohlenen zu verteidigen.“ (Zitiert nach Ulfkotte, Krieg in unseren Städten, S. 171) Und wäre es nicht lächerlich, dann könnte man sinngemäß den letzten deutschen Kaiser zitieren: Togo wird ein deutsches Land, bei den Islamisten heißt es: „Deutschland wird ein islamisches Land.“ (A.a.O., S. 173)  Der Gehalt der religiösen Phrasen besteht letztlich in ökonomischer Herrschaftsausweitung, was immer auch die religiösen Fanatiker sich einbilden.  

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Ideologie im Zeitalter des Imperialismus

 Die Gewaltförmigkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse muss auch geistig abgesichert werden, sie darf nicht ins Massenbewusstsein dringen. Die Menschen fragen nach Gründen. Da die Massenmedien selbst einen Teil der kapitalistischen Produktionsweise darstellen, sind die herrschenden Ideen die Ideen der herrschenden Klasse. Wenn ca. 2-10% der Bevölkerung in den industriellen Metropolen von ihrem Kapital oder von unternehmerischer Tätigkeit leben, dann muss ihre Herrschaft als kostenlose Aneignung fremder Arbeit, nämlich über die 90 % Lohnabhängigen, vernebelt werden. Diese Funktion haben die Ideologien, die als dominierendes Bewusstsein die Köpfe der Massen beherrschen. Ideologie ist falsches Bewusstsein zur Herrschaftssicherung. Als Bewusstsein enthält es wahre Momente, damit es geglaubt wird, ist also nicht nackte Lüge. Falsch ist dieses Bewusstsein, weil die in ihm ausgesprochenen Fakten falsch gedeutet werden. Und es dient zur Herrschaftssicherung, d.h. heute u.a. zur Rechtfertigung imperialistischer Eingriffe in fremde Länder. Typisch dafür ist die Freudsche These von der Aggressivität des Menschen. Damit ist nicht gemeint, dass jemand gelegentlich aggressiv sein kann oder dass bestimmte Menschen besonders aggressiv sind, sondern in dem Menschen wäre eine Aggressionsneigung vorhanden, die sich zwangsläufig äußern müsse. Wahr an dieser Meinung ist die Tatsache, dass es Aggression gibt. Aber kein moderner nationaler Krieg wird aus psychischer Aggression heraus angefangen oder geführt. Fragt man nach den Gefühlen von Soldaten im Krieg, dann herrscht die Angst vor. Falsch an der Aggressionsthese ist die Deutung der Aggressionsneigung als anthropologische Konstante. Symptome der kapitalistischen Gesellschaft werden umgedeutet zur Triebstruktur der menschlichen Spezies. (Vgl. Plack: Aggressionstrieb, S. 204 f.)  Diese falsche Deutung hat einzig den Zweck, den kapitalistischen Konkurrenzkampf als natürlichen, als in der Triebstruktur des Menschen angelegt zu rechtfertigen. Jeder, der auf gesellschaftliche erlaubte Weise konkurriert, kann für sich in Anspruch nehmen, nur seinen natürlichen Regungen zu folgen. Selbst Kriege, wenn sie in der Gesellschaft gerechtfertigt erscheinen, sind dann Ausdruck der Natur des Menschen. Sogar „der Terror“, den man als Feindbild braucht, um den eigenen Terror zu legitimieren, bekommt das Etikett „von Natur“. So kann man die historischen und gesellschaftlichen Ursachen ausblenden oder abstreiten und den Terror ontologisieren, indem man das „Böse“, die Aggression, den Konflikt usw. zur anthropologischen Konstante des Menschseins überhöht. Zum Beispiel erklärt der bekannte „Terrorexperte“ Walter Laqueur: „Im Kampf gegen den Terrorismus wird es keinen entscheidenden Sieg geben, höchstens Perioden, in denen es zu weniger Gewalttaten kommt. Terrorismus wird es geben, solange es Konflikte gibt, und eine Welt ohne Konflikte scheint leider unvorstellbar.“ (Laqueur, Krieg im Westen, S. V)  (Etwas Ähnliches hat vor kurzem auch der US-amerikanische Präsident und „Fundamentatlist“ G. Busch von sich gegeben.) Wird man in einer Welt sozialisiert, in der Irrationalitäten wie Religion, Ideologien und Bewusstseinsindustrie mit ihrem massenhaften Entertainment zu einem Verblendungszusammenhang zusammen schießen, dann ist es praktisch unmöglich, ohne ein gründliches Studium der Philosophie und gute Kenntnisse der Ökonomie und Gesellschaftstheorie sich auf den avancierten Stand der Vernunft hinaufzuarbeiten, um diesen Verblendungszusammenhang durchschauen zu können.

   Das Christentum war seit Konstantin dem Großen mit der Herrschaft (politisch und ökonomisch) verbunden und diente ihr. Im Mittelalter war es selbst eine Feudalmacht. Obwohl es eine Epoche lang das avancierte Bewusstsein seiner Zeit war, hatte es immer ein ideologisches Moment. So war vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution die Drei-Stände-Lehre wesentlich christlich geprägte Ideologie, also zur Absicherung der feudalen Ständeordnung erdacht, nach der die Arbeitenden ihr Heil in der Arbeit, die Betenden im Gottesdienst und der Adel als Peitsche Gottes im Genuss und in der Gewalt, die er zu gebrauchen hatten, sein Heil suchen sollten. Im fürstlichen Despotismus („Absolutismus“) wurde das Christentum direkt der Herrschaft unterstellt, die neu gegründeten Volksschulen hatten Religion als Hauptfach mit etwa der Hälfte der Unterrichtszeit. Erst durch die Trennung von Staat und Kirche im Laufe des 19. Jahrhunderts lockerte sich die Beziehung zur Macht, völlig verschwunden ist sie bis heute nicht. Wenn die Herrschaftsverhältnisse in Gefahr sind, dann mutiert z.B. die Katholische Kirche zum Scharfmacher. Nicht nur dass die Deutschen vom Papst aufgefordert wurden, Hitler als legale Obrigkeit anzuerkennen, andernfalls sie sündigen würden, auf die Ankündigung des Überfalls auf die Sowjetunion, so berichtet ein Obergruppenführer Schellenberg, soll er geäußert haben: „Der Papst wird sein möglichstes tun, um einen deutschen Sieg zu sichern. Sein Ziel ist die Zerstörung Rußlands.“ (Zitiert nach Deschner: Opus Diaboli, S. 167)  Wolfgang Beinert, der das Christentum den Nichtchristen näher bringen will, schreibt: „Christentum hat Millionen Menschen das Leben gekostet, direkt wie in den Hexen- und Ketzerverfolgungen, indirekt durch fehlenden Mut der Kirchenführer (nach dem obigen Zitat eine der üblichen Verdrehungen und Beschönigungen, d.Verf.), besonders im hinter uns liegenden Jahrhundert.   Aber das ist nicht alles, was über das Christentum zu sagen ist. Es ist in weiten Teilen eine Kriminalgeschichte, und manche seiner Akteure waren Kriminelle; das ist wohl wahr. Wahr ist aber auch, dass es Hunderten von Millionen Menschen innerhalb wie außerhalb der institutionellen Grenzen Lebensmut, Lebenstrost, Lebenshilfe gespendet hat – bis hin zur Extremsituation des Todes.“  (Beinert, Christentum, S. 174)  In der Gegenwart schein das Christentum gezähmt. Es kann keine Kriege mehr führen, keine Ketzer mehr verbrennen, keine Menschen foltern oder in Acht und Bann legen. Ihr schärfstes Mittel ist der Ausschuss eines abweichenden Mitglieds. Dennoch ist das Christentum in das Gewaltverhältnis der kapitalistischen Gesellschaft involviert. Nicht nur in der oberflächlichen Form, dass verfeindete Soldaten gleichermaßen jeweils „Mit Gott“ (wie mein Großvater) auf den Koppelschlössern trugen, sondern das Ideologische betrifft den Kern des Christentums: Genau in dem, was Beinert positiv hervorhebt, liegt das ideologische Moment des Christentums heute. Sinn des Lebens, Lebensmut, Lebenstrost, Lebenshilfe auf irrationaler Grundlage verhindert gerade eine Veränderung der Gesellschaft, so dass Trost nicht mehr nötig wäre. Die christliche Ideologie richtet die Menschen im Bestehenden ein, um zu verhindern, dass sie einen Zustand schaffen, der ihrer irrationalen Verblendung nicht mehr bedarf. Es ist notwendig, die schönen Sumpfblumen zu erkennen, um nicht im Sumpf zu ersticken. Über diese falschen Blumen schreibt Marx: „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf. (...) Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch“. (Marx, Einleitung, S. 379)   Diese grundsätzliche Kritik an der ideologischen Funktion des Christentums kann regelmäßig in der Zeitung ergänzt werden durch Äußerungen von Kirchenfürsten, die die jeweilige aktuelle Ideologie des Kapitals konkret mit christlichem Segen verbreiten. Albrecht Müller z.B. schreibt über den Zusammenhang zwischen den katholischen Bischöfen und der heute vorherrschenden neoliberalen Ideologie: „Die deutschen Bischöfe setzten sich ‚für eine langfristig angelegte Reformpolitik’ ein und wollten ‚das Soziale neu denken’. ‚Keine der großen Säulen des Sozialstaats ist ohne tiefgreifende strukturelle Korrekturen zukunftsfähig’, meinten sie, doch was sie konkret wollen, sagten sie nicht. Klar ist: Sie wollen Bewegung; auch die Arbeitgeber wollen Bewegung und drücken aufs Tempo.“ (Müller, Reformlüge, S. 21)  Im ökonomischen Klartext heißen die neoliberalen Forderungen der Bischöfe: Sozialabbau und dadurch eine Erhöhung der Ausbeutungsrate, eine Ausweitung der Kluft zwischen Arm und Reich (vgl. unsere Rezension von Müllers Buch).  

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Das Christentum als Ideologie

 Das Christentum war seit Konstantin dem Großen mit der Herrschaft (politisch und ökonomisch) verbunden und diente ihr. Im Mittelalter war es selbst eine Feudalmacht. Obwohl es eine Epoche lang das avancierte Bewusstsein seiner Zeit war, hatte es immer ein ideologisches Moment. So war vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution die Drei-Stände-Lehre wesentlich christlich geprägte Ideologie, also zur Absicherung der feudalen Ständeordnung erdacht, nach der die Arbeitenden ihr Heil in der Arbeit, die Betenden im Gottesdienst und der Adel als Peitsche Gottes im Genuss und in der Gewalt, die er zu gebrauchen hatten, sein Heil suchen sollten. Im fürstlichen Despotismus („Absolutismus“) wurde das Christentum direkt der Herrschaft unterstellt, die neu gegründeten Volksschulen hatten Religion als Hauptfach mit etwa der Hälfte der Unterrichtszeit. Erst durch die Trennung von Staat und Kirche im Laufe des 19. Jahrhunderts lockerte sich die Beziehung zur Macht, völlig verschwunden ist sie bis heute nicht. Wenn die Herrschaftsverhältnisse in Gefahr sind, dann mutiert z.B. die Katholische Kirche zum Scharfmacher. Nicht nur dass die Deutschen vom Papst aufgefordert wurden, Hitler als legale Obrigkeit anzuerkennen, andernfalls sie sündigen würden, auf die Ankündigung des Überfalls auf die Sowjetunion, so berichtet ein Obergruppenführer Schellenberg, soll er geäußert haben: „Der Papst wird sein möglichstes tun, um einen deutschen Sieg zu sichern. Sein Ziel ist die Zerstörung Rußlands.“ (Zitiert nach Deschner: Opus Diaboli, S. 167)  Wolfgang Beinert, der das Christentum den Nichtchristen näher bringen will, schreibt: „Christentum hat Millionen Menschen das Leben gekostet, direkt wie in den Hexen- und Ketzerverfolgungen, indirekt durch fehlenden Mut der Kirchenführer (nach dem obigen Zitat eine der üblichen Verdrehungen und Beschönigungen, d.Verf.), besonders im hinter uns liegenden Jahrhundert.   Aber das ist nicht alles, was über das Christentum zu sagen ist. Es ist in weiten Teilen eine Kriminalgeschichte, und manche seiner Akteure waren Kriminelle; das ist wohl wahr. Wahr ist aber auch, dass es Hunderten von Millionen Menschen innerhalb wie außerhalb der institutionellen Grenzen Lebensmut, Lebenstrost, Lebenshilfe gespendet hat – bis hin zur Extremsituation des Todes.“  (Beinert, Christentum, S. 174)  In der Gegenwart schein das Christentum gezähmt. Es kann keine Kriege mehr führen, keine Ketzer mehr verbrennen, keine Menschen foltern oder in Acht und Bann legen. Ihr schärfstes Mittel ist der Ausschuss eines abweichenden Mitglieds. Dennoch ist das Christentum in das Gewaltverhältnis der kapitalistischen Gesellschaft involviert. Nicht nur in der oberflächlichen Form, dass verfeindete Soldaten gleichermaßen jeweils „Mit Gott“ (wie mein Großvater) auf den Koppelschlössern trugen, sondern das Ideologische betrifft den Kern des Christentums: Genau in dem, was Beinert positiv hervorhebt, liegt das ideologische Moment des Christentums heute. Sinn des Lebens, Lebensmut, Lebenstrost, Lebenshilfe auf irrationaler Grundlage verhindert gerade eine Veränderung der Gesellschaft, so dass Trost nicht mehr nötig wäre. Die christliche Ideologie richtet die Menschen im Bestehenden ein, um zu verhindern, dass sie einen Zustand schaffen, der ihrer irrationalen Verblendung nicht mehr bedarf. Es ist notwendig, die schönen Sumpfblumen zu erkennen, um nicht im Sumpf zu ersticken. Über diese falschen Blumen schreibt Marx: „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf. (...) Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch“. (Marx, Einleitung, S. 379)   Diese grundsätzliche Kritik an der ideologischen Funktion des Christentums kann regelmäßig in der Zeitung ergänzt werden durch Äußerungen von Kirchenfürsten, die die jeweilige aktuelle Ideologie des Kapitals konkret mit christlichem Segen verbreiten. Albrecht Müller z.B. schreibt über den Zusammenhang zwischen den katholischen Bischöfen und der heute vorherrschenden neoliberalen Ideologie: „Die deutschen Bischöfe setzten sich ‚für eine langfristig angelegte Reformpolitik’ ein und wollten ‚das Soziale neu denken’. ‚Keine der großen Säulen des Sozialstaats ist ohne tiefgreifende strukturelle Korrekturen zukunftsfähig’, meinten sie, doch was sie konkret wollen, sagten sie nicht. Klar ist: Sie wollen Bewegung; auch die Arbeitgeber wollen Bewegung und drücken aufs Tempo.“ (Müller, Reformlüge, S. 21)  Im ökonomischen Klartext heißen die neoliberalen Forderungen der Bischöfe: Sozialabbau und dadurch eine Erhöhung der Ausbeutungsrate, eine Ausweitung der Kluft zwischen Arm und Reich (vgl. unsere Rezension von Müllers Buch in: Rezension 2).

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Islam als Ideologie

 Im Gegensatz zum Christentum, das ursprünglich eine Untergrundreligion war, ist der Islam von vornherein ein Aspekt von Herrschaft, von einem Herrscher (Mohammed) erfunden zur geistigen Vereinheitlichung und Bindung seiner Untertanen. „Islam“, der Name dieser Religion, heißt „Ergebung“, und zwar in Gottes Willen, aber dieser ist immer der Wille der Religionsstifter bzw. seiner Nachfolger, die zugleich Politiker sind. „Muslime“, die Angehörigen dieser Religion, heißen: „jene, die sich hingeben“ (Russo, Islam, S. 17). Der Iman, Sultan oder Kalif (Führer/König) ist nach islamischer Auffassung der Vollstrecker von Allahs Willen und somit etwa so unfehlbar wie der Papst bei der Verkündigung der rechten Lehrmeinung. Der Iman usw. ist sowohl religiöser wie politischer Führer, monarchisch und unkontrollierbar. Es gilt nach einem sunnitischen Sprichwort: „Der Sultan ist der Schatten Allahs auf Erden“ (zitiert nach Tibi, Iman, S. 167). Im Koran wird der jeweilige Machthaber gerechtfertigt: „Gehorcht Allah, dem Propheten und denen unter Euch, die zu befehlen haben“ (Sure 4/59, zitiert nach Tibi, Iman, S. 370). Zwar gilt der Iman bloß als Vollstrecker von Allahs Willen, aber da er keiner menschlichen Kontrolle unterworfen ist, gilt nach dem Propheten (Mohammed) : „Wenn ihr von euren Herrschern etwas seht, was ihr verabscheut, dann sollt ihr ihr Tun verabscheuen, aber kündigt den Gehorsam nicht auf.“ (A.a.O., S. 371)  Entsprechend dieser Tradition sind alle Länder des arabischen Raumes bis heute mit Monarchen (oder „Präsidenten“) ausgestattet, die zugleich Religionsführer sind. Auf die Frage, ob nicht demokratische Institutionen besser wären als die Monarchie, antwortete der als fortschrittlich geltende Hassan II. von Marokko: „Der Islam verbietet mir, eine konstitutionelle Monarchie nach westeuropäischen Muster einzuführen. Ich kann einige Kompetenzen anderen übertragen, aber ich habe nicht das Recht, aus eigenem Antrieb meine Vorrechte aufzugeben. Ein islamischer Monarch kann seine Macht nicht delegieren.“ (A.a.O., S. 306)  Da diese Macht angeblich von Allah komme, könne er sie nicht aufgeben, ohne das religiöse Bewusstsein seines Volkes zu verletzen und damit die Herrschaft, man muss hinzufügen: seiner Feudalklasse,  überhaut zu gefährden. Der gar nicht geheime Witz dieser Argumentation liegt darin, dass sein Volk religiös verblödet ist und dass der König das nicht ändern will, um seine politische und ökonomische Herrschaft nicht zu verlieren. Die Vormünder perpetuieren ihre Vormundschaft, Aufklärung wird durch Zensur und Tabus verhindert. (Es ist heute in der arabischen Welt eher möglich Sexualtabus zu durchbrechen als religiöse oder politische.)

 Diese religiöse Absicherung der Monarchie funktionierte, solange die Herrschenden homogene Interessen hatten etwa als Großgrundbesitzer oder als Händler oder räuberische Kriegshaufen. Die schnelle Ausbreitung des Islam über Nordafrika, Spanien und weit in den Nahen Osten hinein, die mehr kriegerischen Eroberungsinteressen zu verdanken ist als religiöser Mission, hat zu regionalen Interessenschwerpunkten geführt, die durch ein Kalifat, das die gesamte Umma (Gemeinschaft aller Muslime) umfasste, nicht mehr zu beherrschen war. Da Vernunft als Religion im „Stande der Natur“ befangen ist, Mohammed selbst hat nach seiner Verkündigung jede weitere Prophetie oder Änderung der Theologie verboten, hatte der Islam kein Mittel diese Interessendivergenz zu überbrücken. Der Djihad, der ursprünglich ein Krieg gegen die Ungläubigen war, wurde als Fitna zum innerislamischen Bürgerkrieg, der bis heute anhält, wie letzte Meldungen aus Pakistan (vom Iran ganz zu schweigen) zeigen. Im Spiegel-Vorspann vom 7.10.04 zu dem Artikel „Pakistan am Rande eines Glaubenskrieges“ heißt es: „Seit Monaten wird Pakistan von einer Serie blutiger Bombenattentate erschüttert. Hunderte Menschen starben, allein heute wurden mindestens 39 Menschen bei einem Anschlag getötet. Anhänger der beiden islamischen Glaubensrichtungen Schiismus und Sunna bekämpfen sich mit immer größerer Brutalität.“  (www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,321977,00.html)  

 Bricht dann noch die Moderne in Form von Kolonialkrieg, Nationalstaat, fremde Kapitalanlagen und Rohstoffausbeute, Warenhandel und militärische Gewalt in diese Länder ein, so haben die religionsbestimmten Eliten und ihre Bevölkerung keine geistigen Mittel, diese Probleme rational zu durchdringen, zumal so etwas wie Aufklärung vor tausend Jahren abgebrochen wurde und heute philosophisch geschulte Menschen eher im Gefängnis landen, als dass sie sich öffentlich zu den Problemen des Landes äußern könnten. Die Reaktionen auf diese neuen Bedingungen ist daher ideologisch konsequent rückwärts gewandt hin zu einem vermeintlich besseren Zustand – es entsteht ein islamischer Faschismus, der fälschlich Fundamentalismus genannt wird.

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  "Fundamentalismus"

Christlicher Nihilismus und islamischer Faschismus 

 Die öffentliche Sprache in den westlichen Ländern ist mit Begriffen besetzt, die das Denken der Leser von vornherein präformieren. Man bezeichnet christliche Reaktionäre oder die „bibeltreuen Christen“ als „Fundamentalisten“, um den vorherrschenden Skeptizismus opportunistischer Meinungsmacher zu sanktionieren. Jede Theorie muss, wenn sie wahr sein soll, Grundsätze und ein fundamentum in re haben. Wenn die naturwissenschaftliche Atomtheorie als in sich stimmige Theorie, mit der man sowohl Atomreaktoren wie Atombomben bauen kann, nicht etwas in der Sache selbst treffen würde, dann funktionierten diese Reaktoren und Bomben nicht. Die vorherrschenden ökonomischen und sozialen Theorien dagegen verweisen mit Stolz darauf, nur Modelle zu sein, kein Fundament in der Sache zu haben. Entsprechend kann der durchschnittliche Intellektuelle die Grundsätze und die Theorien wechseln wie das Hemd, je nach dem, welche gerade in sind, welche gerade seinen Marktwert steigert. Jeder, der nicht diese Moden mitmacht und sich auf Grundsätze beruft, gilt dann als Fundamentalist. Das Entscheidende bei Theorien ist aber, ob sie wahr sind oder falsch, nicht ob sie populär sind oder nicht , nicht ob sie polizeiwidrig sind oder nicht. Entsprechend wird im platten Skeptizismus des durchschnittlichen Intellektuellen der Begriff Wahrheit geleugnet, diese Leugnung aber als dogmatische Wahrheit behauptet und der Kritiker als Dogmatiker, Objektivist oder Fundamentalist beschimpft. Nach wie vor gilt aber, dass sich jede Theorie, jedes Gedankengebäude, jedes politische Handeln vor dem „Richterstuhl der Vernunft“ zu verantworten hat. Es wird sich im Folgenden zeigen, dass wahr an Ideologien neben einigen Fakten, die sie thematisieren, allein ihre vernichtende Kritik ist.

 Der sogenannte Fundamentalismus ist in den USA entstanden. „Fundamentals heißt ‚Grundsätze’. ‚Fundamentalist’ war zunächst kein Schimpfname für verbohrte Fanatiker, sondern ehrenvolle Selbstbezeichnung: Wir sind Leute, die noch Grundsätze haben, keine charakterlosen Gesellen, wie sie die moderne Lebensweise massenhaft produziert. Spiel, Tanz, Prostitution und Berufstätigkeit der Frau wurden als Wahrzeichen der neuen Haltlosigkeit wahrgenommen: als Zersetzung der Familie, der Keimzelle der basisgemeindlichen Gesellschaft. Das Milieu, das sich um The Fundamentals formierte, war ein protestantisches Protestmilieu. Es ging ihm um den Erhalt einer jahrhundertelang bewährten civil society. Und die war eben ohne vitalen Biblizismus nicht zu denken. Deshalb wurde unter den modernen Theorien, die mit jeder neuen Einwanderungswelle aus Europa herüberkamen, eine besonders einschneidend: die Lehre Darwins.“ (Türcke, Fundamentalismus, S. 17 f.)  Die Nachfolge dieser „Fundamentalisten“, die das moderne Denken und die Errungenschaften der Aufklärung bekämpften, versuchen noch heute die Darwinsche Theorie aus den Schulen herauszuhalten, schrecken vor Mord an Ärzten, die Abtreibungen vornehmen, nicht zurück und sind verlässliche Wähler des Präsidenten Bush, der sie mit Plattheiten umschmeichelt (siehe oben). Geistige Positionen, die durch Argumente widerlegt sind, dadurch zu bewahren, dass man sie dogmatisiert oder als heilig erklärt, offenbart eine Auffassung, der gar nichts mehr heilig (unantastbar) ist, die überhaupt nichts erkennen will, die das unmittelbare Interesse über alles stellt (und sei es das Interesse an einem geistigen Halt, der gerade dadurch verloren geht). Die Folge ist die Verneinung der Grundsätze, die doch verbal verteidigt werden. Diesen Zusammenhang zwischen „Fundamentalismus“ und Nihilismus macht Türcke auch am Beispiel der katholischen Kirche deutlich. „Das Erste Vatikanische Konzil beschloss 1870 das Dogma, dass der Papst unfehlbar sei, wenn er ex cathedra spreche, also Lehrsätze verkünde. Was sich in diesem Dogma ausspricht, ist freilich nicht naiver, übertriebener Glaube, wie viele Zeitgenossen meinten, sondern der Sieg des Nihilismus im Christentum. Hier wird den traditionellen Dogmen wie dem über die Wesensgleichheit des Sohnes, die volle Göttlichkeit des heiligen Geistes, die Jungfrauengeburt oder die Erbsünde nicht einfach ein weiteres hinzugefügt, sondern ein Dogma über alle bisherigen Dogmen erlassen, rückwirkend gesagt: Dies alles ist unfehlbar. Eine Religion (...) hat Unfehlbarkeit nötig, weil sie spürt, wie fehl sie geht. Sie traut ihren eigenen Lehrsätzen nicht über den Weg. Sie stützt sich auf ein Fundament, von dem sie weiß, dass es nicht hält, und verbohrt sich nur um so tiefer in es. Erst wo das geschieht, ist der Tatbestand des Fundamentalismus erfüllt.“ (A.a.O., S. 52)

 Ein Teil der Menschen in den ökonomisch unterentwickelten Ländern, die durch das Kolonialzeitalter, den gegenwärtigen Welthandel und die Omnipräsenz der Bewusstseinsindustrie des Westens in eine Krise ihres Selbstverständnisses, ihrer tausendjährigen Kultur und Sitte geraten sind, suchen verstärkt Halt in dem geistigen Bereich, der schon immer ihr Bewusstsein bestimmt hat, der Religion. Dies trifft selbst auf die zu, die einkommensmäßig von der Globalisierung des Kapitals profitieren. Kapitalismus bedeutet immer auch permanente Kulturrevolution. Trifft diese Mentalität mit traditionsgebundenen Gesellschaften zusammen, dann entsteht eine Krise des Bewusstseins. Kommt noch eine Verelendung durch das nicht beherrschbare kapitalistische Wirtschaftssystem hinzu – und die Verelendung der 3. Welt ist ein permanenter Zustand -, vor allem angesichts der „ungeheuren Warenansammlung“ (Marx), die auch den Menschen in den Entwicklungsländern vor Augen steht, dann bildet sich eine explosive Mischung von verdrehtem Bewusstsein und berechtigtem Protest.

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 Der Islamismus ist nun speziell gekennzeichnet durch:

-         die Politisierung von Religion, wobei die „religiöse Ideologie zum Vehikel für die Artikulation von sozio-politischen, ökonomischen und kulturellen Forderungen wird“ (Tibi, Iman, S. 334).

-         den rückwärtsgewandten Bezug auf die bestehende Religion, wobei zugleich diese Religion an die neuen ideologischen Bedürfnisse anpasst wird. So wird z.B. der Begriff des Djihad als 6. Säule des Islam bezeichnet, damit aber im Grunde eine ungeheure Ketzerei begangen, die bloß deshalb keinen größeren Anstoß erregt, weil es keinen Papst im Islam gibt, der die Reinheit der Lehre überwacht.

-         einen Zwiespalt in Bezug auf die Moderne. „Grundsätzlich ist der religiöse Fundamentalismus von der Moderne gleichermaßen beeinflußt, wie er gegen sie gerichtet ist.“ (Tibi, Iman, S. 334)  Der Islamismus kämpft gegen Säkularisierung, bürgerliche Liberalität, Toleranz im geistigen Bereich und gegen ein Wirtschaftssystem, das für große Massen Verelendung bedeutet. Zugleich aber zerstört er durch willkürliche Umdeutungen die Basis der Religion und nutzt die bürgerliche Liberalität, um seine grausige Propaganda der Tat zu inszenieren (gibt es etwas Effektvolleres, als das Fernsehpublikum der Welt am Tod von 3000 Menschen und den Einsturz eines Symbols des Kapitalismus teilnehmen zu lassen?). Auch verhindert sein verqueres Bewusstsein, dort wo es massenwirksam wird, dass eine vernünftige Entwicklung in Gang kommt, um das Elend zu beheben.

-         ein krasses Freund-Feind-Schema. Die „Wir-Gruppe“ der  „Gotteskrieger“ sind die Gläubigen, die Feinde, das sind die Ungläubigen, ihnen wird ein Recht zu leben abgesprochen, so dass ihre Tötung ein Verdienst ist, egal ob sie Schuld auf sich geladen haben oder nicht. Wie jedes Feindbild soll auch dieses die Gruppe zusammenschweißen. Doch da das religiöse Bewusstsein irrational ist bis hin zu Wahnvorstellungen, treten auch innerhalb der „Gläubigen“ Kämpfe auf.

-         den Bezug zur ethnischen Gruppe. Die „Wir-Gruppe“ geht wegen der Zersplitterung oft mit Ethnizität einher. „Das bedeutet, daß Fundamentalisten dem äußeren Feind gegenüber (in der Regel der Westen) einig, unter sich aber ethnisch zersplittert sind. Mit anderen Worten: die Ungläubigen befinden sich auch in den eigenen Reihen, das sind die Andersdenkenden.“ (Tibi, Iman, S. 335)

-         eine Verherrlichung der Gewalt und des Krieges um des Krieges willen. Der Djihad ist Pflicht, ein Menschenleben zählt nicht viel.

-         das Vorherrschen des Kollektivs vor dem Einzelnen. Dazu gehört eine autoritäre, nicht hinterfragbare Führung.

-         eine Macht, die alle Lebensbereiche einbezieht. Da, wo der Islamismus an die Macht kommt, versucht er alle Lebensbereiche der Menschen zu kontrollieren und zu beherrschen. Als Theokratie diskriminiert er die Frauen und verlangt den Glauben an den Gott, den auszulegen allein den religiösen Führern zukommt. Abweichler werden mit Terror diszipliniert. 

Alle diese Merkmale des Islamismus sind typisch für faschistische Bewegungen – mit veränderten Inhalten selbstverständlich –, auch wenn das religiöse Moment im europäischen Faschismus eine weniger dominante Rolle spielte.

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 Bestimmt man Faschismus als terroristische Lösung kapitalistischer Krisen, dann haben der europäische Faschismus von 1920 bis 1945 und die islamischen „Fundamentalisten“ und Terroristen durchaus vergleichbare Wesenszüge. Beide reagieren auf ökonomische Modernisierungsprozesse, die viele Menschen, vor allem wenn sie in alten Traditionen verhaftet sind, als soziale Katastrophen erleben. Materiell verelendet oder in ihrer traditionelle Identität, die Resultat ihrer autoritären Erziehung ist, verunsichert, können sie nur existieren, indem sie sich an stigmatisierten Feindbildern aufrichten. Eine Folge dieser Konstellation von Verunsicherung und Extremismus ist die Verachtung des Feindes als Nichtmensch, als toller Hund, als Insekt, das zertreten werden muss. So will der SS-Chef Hess mit einer Geste der Verachtung 10 000 „Russentiere“ zu Tode schinden, um einen deutschen Panzergraben zu bauen (tatsächlich haben die deutschen Faschisten um die drei Millionen Russen in Kriegsgefangenenlagern verhungern lassen oder umgebracht), während Bin Laden Tausende Zivilisten, also Unbeteiligte, ohne Skrupel töten lässt, um militärisch sinnlose, aber medienwirksame Terrorakte zu inszenieren. Sie sind für die faschistischen Islamisten Ungläubige, die sowieso in der Hölle Allahs schmoren werden. Beiden gemeinsam ist nicht nur der Hass gegen die Juden, sondern ganz allgemein ihre irrationale Weltdeutung. Und beide stabilisieren faktisch bei allen irrationalen Antikapitalismus die kapitalistische Marktwirtschaft, die doch allererst die soziale Krise, auf die sie reagieren, verursacht hat. Im deutschen Faschismus war das vorgeschobene antikapitalistische Moment z.B. die Unterscheidung zwischen „schaffenden und raffenden Kapital“ (obwohl jedes Kapital notwendig beide Formen durchmacht).  Bei den Islamisten ist es z.B. das Zinsverbot, das doch trickreich umgangen wird.

 Im Glaubensbekenntnis einer Muslimbruderschaft heißt es: „Ich glaube, dass ein Muslim die Pflicht hat, den Ruhm des Islam neu zu beleben, indem er die Renaissance der Völker fördert und die islamische Gesetzgebung (die Handabhacken bei Diebstahl und Steinigung bei Ehebruch beinhaltet, d.Verf.) wiederherstellt. Ich glaube, dass die Fahne des Islam die Menschheit beherrschen sollte und dass es Pflicht eines jeden Muslims ist, die Welt von den Regeln des Islams zu unterrichten. Ich gelobe mein Leben lang zu kämpfen, um diese Mission zu erfüllen, und ihr alles, was ich besitze, aufzuopfern.“ (Zitiert nach: Ulfkotte, Krieg in unseren Städten, S. 252 f.)  Entsprechend sieht die Praxis eines solchen Widerstandes aus. Statt Emanzipation Terror. Anstatt die Menschen aufzuklären werden unschuldige Zivilisten abgeschlachtet. Die christliche Vorstellung von der Erbsünde wird übernommen, obwohl sie im Islam gar nicht vorkommt, und zur Legitimierung von Massenmord benutzt. Pohly und Durán beschreiben den Märtyrerkult der „Al-Qa-ida“: „In den Schriften des Abdullah Àzzam, bin Ladens Mentor, werden die in Afghanistan gefallenen Araber auf eine Weise verherrlicht, die glauben macht, der eigentliche Lebenszweck sei es, sich von Ungläubigen zerfetzen zu lassen, um somit der 72 Jungfrauen habhaft zu werden, die angeblich dem Märtyrer im Paradies zustehen. Àzzam und seine Gefährten können sich nicht genug darin ergehen, den wunderbaren Zustand der gefallenen Kameraden zu schildern. Deren Leichnam verwese nie, im Gegenteil, er ströme einen lieblichen Geruch aus.“ (Pohly/Durán, bin Laden, S. 76 f.)

 Die Bestimmung des Islamismus als islamischen Faschismus hat Konsequenzen für das politische Verhalten gegenüber derartigen Gruppen. Sympathien von linken Organisationen mit islamistischen Kämpfern gegen das kapitalistische System zeugt von abgrundtiefer Dummheit. Ein Widerstand, der nicht auf die Ursachen der Gewalt reflektiert und keinen emanzipatorischen Anspruch hat, unterscheidet sich nicht grundlegend von seinen Gegnern. Eine Linke kann sich mit solchen religiösen Gangstern nicht verbünden, will sie nicht ihre emanzipatorische Intention aufgeben. Eine romantische Verklärung bärtiger Revolutionskrieger in den Schluchten des Hindukusch entspricht dem Niveau von Rambofilmen. Nur weil jemand einen antikapitalistischen Slogan von sich gibt, ist er noch kein Verbündeter. Diese Leute positiv sehen kann nur jemand, der kein ethisches Moment in seiner Gesellschaftsanalyse hat (falls er überhaupt eine Analyse kennt). Jede Widerstandsorganisation in der Welt ist danach zu bewerten, ob sie emanzipatorische Intentionen enthält, die sich auf die ganze Menschheit beziehen. Ist dies nicht der Fall, kann sie bestenfalls untersucht und in ihrer tatsächlichen Wirkung eingeschätzt, aber nie als potenzieller Verbündeter angesehen werden. Religiös bestimmter Widerstand ist per se reaktionär und hat geistig noch nicht einmal das zivilisatorische Niveau der kapitalistischen Händlernationen erreicht.

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Ewiger Frieden ist nur unter sozialistischen Bedingungen möglich

 Rational betrachtet ist die Religion voller Widersprüche, das prädestiniert sie als Ideologie, was sie sonst auch noch sein mag. Christliche Reaktionäre und islamische Faschisten haben aber ein Bewusstsein, das sie in die Nähe des klinischen Wahns bringt, eine immanente Kritik, wie sie Tibi versucht (siehe sein Buch  „Der wahre Iman“), greift zu kurz, diese extremistische Ideologie lässt sich nur aus den Interessen derer erklären, die sie dafür benutzen, die Menschen aufeinander zu hetzen. Allgemein ist Religion entweder direkter Anlass der Gewalt auf Grund von Wahnvorstellungen oder einer rohen Vernunft, die sich selbst nicht versteht. Oder Religion sichert kapitalistische Gewaltverhältnisse ab, ob bewusst eingesetzt (und sei es als „Priesterbetrug“) oder objektiv ihrer Funktion entsprechend als affirmatives falsches Weltverständnis.

 Religion lässt sich aber nicht abschaffen. Atheistische Propaganda, an sich ein fragwürdiges Unterfangen, hat die Religion wie z.B. in der früheren Sowjetunion nicht beseitigt, weil die Entfremdung in der sozialen Realität nicht verschwunden war. Gewaltsame Bekämpfung der Religion erzeugt eher Märtyrer, als dass sie die Religion liquidiert. Nur die geduldige Aufklärung, die auf das Selbstdenken der Menschen setzt, kann dazu führen, dass sie allmählich als Ausdruck einer verflossenen Epoche abstirbt. Voraussetzung dieser Aufklärung sind jedoch soziale und ökonomische Bedingungen, die nicht mehr auf Herrschaft von Menschen über Menschen beruhen, die Wohlstand für alle Menschen gewährleisten und die auf einsichtigen Prinzipien beruhen.

 Entgegen der Verachtung freiheitlicher Rechtsgrundsätze in Teilen der kommunistischen  Bewegung sind die notwendigen Bedingungen eines emanzipatorischen Sozialismus die Errungenschaften des bürgerlichen Zeitalters, hinter die man nicht zurückfallen darf, wenn man den Anspruch hat, eine humanere Gesellschaft als die kapitalistische zu bilden. Oder anderes ausgedrückt, wer als Sozialist bzw. Kommunist hinter die bürgerlichen Freiheitsrechte zurückfällt, ist kein Sozialist, denn die Mittel prädeterminieren die Ziele. Der bürokratische Kollektivismus in der Sowjetunion und der DDR enthielt bestenfalls einige Ansätze einer entwickelteren Menschheit. Dennoch reichen die bürgerlichen Freiheitsrechte nicht aus, wie gezeigt, um einen dauerhaften Frieden zu organisieren. Vor allem die Ökonomie muss unter die Kontrolle der Menschen gebracht werden, und zwar so, dass deren gegenwärtige Dynamik, die ständig die reale Möglichkeit zum Krieg enthält, verschwindet. Das heißt, die Arbeit der Menschen muss vor allem der Gebrauchsgüterproduktion dienen, nicht der Profitproduktion und dem irrationalen Zwang zur Akkumulation des Mehrwerts. Erst dann wird eine Menschheit denkbar, die von Solidarität beherrscht ist und nicht durch die Konkurrenz hindurch dem Menschen entfremdete Ziele realisiert. Das automatische Subjekt (Kapital) muss ersetzt werden durch die solidarische Menschheit als vernünftiges Subjekt. Es muss gelten: „Die Arbeit des Individuums für seine Bedürfnisse ist ebensosehr eine Befriedigung der Bedürfnisse der anderen als seiner eigenen, und die Befriedigung der seinigen erreicht es nur durch die Arbeit der anderen. – Wie der Einzelne in seiner einzelnen Arbeit schon eine allgemeine Arbeit bewußtlos vollbringt, so vollbringt er auch wieder die allgemeine als seinen bewußten Gegenstand; das Ganze wird als Ganzes sein Werk, für das er sich aufopfert und eben dadurch sich selbst von ihm zurückerhält. – Es ist hier nichts, das nicht gegenseitig wäre“. (Hegel: Phänomenologie, S.265)

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 Zu den Rechtsforderungen Kants müssen also noch andere, die ökonomischen Bedingungen des Friedens regelnde Grundsätze hinkommen. (Die Erläutrungen in Klammern markieren vor allem die antireligiöse Auswirkung dieser Artikel.) Dazu gehören : 

  1. Die Produktivkräfte müssen in allen Staaten unter die gemeinsame Kontrolle der jeweiligen Gesellschaft gebracht werden. Es wird das produziert, was den genuinen (nicht manipulierten) Bedürfnissen der Menschen entspricht, nach einem gemeinsam verabredeten Plans.

 (Dieser Grundsatz entzieht den Krisenideologien die Basis, indem er die Krisen abschafft.) 

  1. Das Austauschverhältnis im freiwilligen Welthandel richtet sich nicht nach den (kapitalistisch bestimmten) Werten (durchschnittliche Arbeitszeit auf der Basis der entwickelten Produktivkräfte), sondern nach der tatsächlichen Arbeitszeit, die in den jeweiligen handeltreibenden Ländern vorherrscht.

(Damit wird die Ausbeutung der 3. Welt über den Handel beendet und das entzieht den Ideologien ein wichtiges Argument.) 

  1. Alle entwickelten Staaten geben einen nennenswerten Teil (z.B. 5 – 10 %) je nach Absprache) ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung als solidarischen Beitrag an die ökonomisch unterentwickelten Länder bzw. Regionen unabhängig vom politischen System der Empfängergebiete ab, um die Lebensverhältnisse auf der Erde anzugleichen. Ausgenommen davon sind nur Länder und Regionen, die zum Krieg rüsten, ihn vorbereiten, anfangen oder führen.

 (Dadurch wird eine ökonomische Entwicklung beschleunigt, die Basis für eine kulturelle Entwicklung sein kann.) 

  1. Alle Staaten akzeptieren die um die sozialen Rechte erweiterten Menschenrechte. Das Recht auf Privateigentum berechtigt nicht zur individuellen Verfügungsgewalt über Produktionsmittel (Unternehmen, Fabriken, Werkstätten, wirtschaftlich nutzbaren Grund und Boden, Bodenschätze, Dienstleistungsbetriebe usw.)

 (Die universelle Durchsetzung der Menschenrechte – korrigiert durch Einschränkung ihres kapitalistischen Elements – ermöglicht Aufklärung und Rationalität, die religiöse Strömungen trockenlegen könnten.) 

  1. Alle Länder praktizieren eine strikte Trennung von Politik und Religion. Im zwischenstaatlichen Bereich dürfen weder religiöse noch offenbar irrationale Gründe akzeptiert werden. Probleme zwischen Staaten sollen mit rationalen Argumenten ausgetragen werden, indem die unterschiedlichen Interessen offengelegt werden.

 (Dies verhindert, dass Religion sich auf die Politik auswirkt.) 

  1. Die Förderation aller Staaten der Erde hat ein Vetorecht gegen jede kriegerische Auseinandersetzung im zwischenstaatlichen Bereich.

 (Toleranz im Religiösen kann keine Toleranz gegenüber den Intoleranten bedeuten. Die sozialistische Völkergemeinschaft muss auch die Macht haben, gegen kriegerische Aggression vorzugehen.) 

  1. Die Staaten praktizieren eine innere institutionalisierte Machtkontrolle. Krieg, außer die unmittelbare Verteidigung, bedarf, wenn er überhaupt nicht umgangen werden kann und die Förderation der Staaten nicht ihr Veto einlegt, der international überprüfbaren Abstimmung aller Teile der Bevölkerung (also auch der ständig im Land wohnenden Nicht-Staatsbürger).

 (Extreme Religionsgruppen, die immer nur eine Minderheit darstellen, hätten danach keine Chance Kriege zu provozieren.)

 Der Einwand, diese Grundsätze eines dauerhaften Friedens wären genau so idealistisch (und damit wirkungslos) wie Kants Forderungen, mag in Anbetracht des heutigen Bewusstseins der Massen und des gegenwärtigen kapitalistisch bestimmten Weltzustandes richtig sein. In Anbetracht aber der inneren Dynamik dieses Wirtschaftssystems und der inzwischen angehäuften Destruktivkräfte sind diese Grundsätze die einzig realistischen, denn sie stellen die notwendigen Bedingungen des Überlebens der Menschheit dar. Es gibt langfristig nur die Alternative zwischen dem Kirchhofsfrieden, den das Kapital früher oder später hervorbringen wird,  oder den Frieden einer von allen gewollten sozialistischen Weltordnung.

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Literatur

 (Die fettgedruckten Begriffe stehen jeweils als Verweise im Text.)

 Beinert, Wolfgang: Das Christentum, Freiburg im Breisgau 2000.

Deschner, Karlheinz: Opus Diaboli. Fünfzehn unveröffentlichte Essays über die Arbeit im Weinberg des Herrn, Reinbek bei Hamburg 1987.

Gaßmann, Bodo: Ökonomie. Eine populäre Einführung in die "Kritik der politischen Ökonomie" 2. völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Garbsen 1993.

Hannoversche Allgemeine Zeitung v. 25./26.09.04, S. 3. (HAZ)

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes, Ffm. 1980. 

Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft, hrsg. v. Raymund Schmidt, Hamburg 1976 (Kr.d.r.V.). 

Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden, in Werke Bd. 9, Darmstadt 1975. 

Laqueur, Walter: Krieg dem Westen. Terrorismus im 21. Jahrhundert, Berlin 2004. 

Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, MEW 23, Berlin 1966. 

Marx, Karl: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, in: MEW 1, Berlin 1974. 

Müller, Albrecht: Die Reformlüge. 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren, München 2004. 

Müller, Burghard: Schlussstrich. Kritik des Christentums, Springe 2004 (2. Auflage). 

Ockham, Wilhelm: Das Universalienproblem, in: Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Mittelalter, hrsg. V. Kurt Flasch, Stuttgart 1982. 

Plack, Arnold: Der Mythos vom Aggressionstrieb, München 1973. 

Pohly, Michael; Duran, Khalid : Osama bin Laden und der internationale Terrorismus, München 2001.  

Russo, Raffaele: Der Islam. Geschichte. Glaubensinhalte. Glaubensrichtung. Fundamentalismus, Klagenfurt 2002. 

Spiegel-Online (www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,321977,00.html)

Tibi, Bassam: Der wahre Iman. Der Islam von Mohammed zur Gegenwart, Ffm. U. Wien 1996. 

Türcke, Christoph: Fundamentalismus – Maskierter Nihilismus, Springe 2003. 

Ulfkotte, Udo: Der Krieg in unseren Städten. Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern, Ffm. 2003.  

 

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