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Neuerscheinung
Bodo Gaßmann
Die metaphysischen und ontologischen Grundlagen des menschlichen Denkens
Resultate der kritischen Philosophie
ISBN 978-3-929245-05-9
(560 Seiten; Paperback; Fadenheftung; 17 x 24 cm; 24,- €)
Zum Buch
In dieser Schrift wird nicht Philosophie nacherzählt, sondern auf dem avancierten Stand der Vernunft argumentiert. Das Buch steht quer zu den vorherrschenden Ansichten bürgerlicher und modischer Philosophie, die Metaphysik als obsolet denunzieren, während tatsächlich ohne metaphysische Implikationen und ontologische Fundierung keine wissenschaftliche Wahrheit denkbar ist.
Wer sich ein Bewusstsein von den Grundlagen des Denkens aneignen will, eine Voraussetzung geistiger Autonomie, dem bietet dieses Werk eine reflektierte Darstellung metaphysischer und ontologischer Philosopheme von Parmenides bis Adorno. Zugleich wird auf die praktischen Konsequenzen der Theoreme eingegangen.
Nur durch die Verschränkung des Logischen mit dem Historischen lassen sich Begriffe wie Materie und Geist, Seele und Moralgesetz, Raum und Zeit, positive und negative Metaphysik begründen oder falsche Thesen wie die Existenz Gottes oder die Determination der Welt widerlegen. Wer die philosophische Tradition dagegen abstrakt negiert, muss alle ihre Fehler fatal auf die eine oder andere Weise wiederholen.
Dies wird gezeigt an der Widerspiegelungsthese, in der unverhofft das Denken in einen Produktions-Idealismus umschlägt, am Poststrukturalismus, der widerlegte Thesen von Gorgias aufwärmt, am linguistic turn und Nominalismus, weil beide kein fundamentum in re mehr anerkennen, an der Konsensphilosophie von Habermas, da ontologisch fundierte Wahrheit sich nicht durch einen Konsens ersetzen lässt.
Solche Modephilosophien eignen sich hervorragend zur Ideologieproduktion, das ist die geistige Absicherung von Herrschaft. Dagegen wird in dieser Schrift gezeigt, dass Herrschaft, heute die des Kapitals, immer partikular ist und schon deshalb im Widerspruch steht zur Wissenschaft, die allgemeingültige Urteile herausfinden will.
Die These von Gaßmanns Buch ist, dass sich unsere theoretischen Projektionen dann als wahr erweisen, wenn sie im Experiment, in der gegenständlichen Tätigkeit und am Praxiskriterium sich bewähren, d. h., dass sie zu Bedingungen der Möglichkeit der heutigen Gesellschaft geworden sind.
Das Buch kann auch gelesen werden als begleitende Lektüre zum Studium der Primärtexte selbst. Ohne eine auf den Gehalt gehende Interpretation müsste der Studierende alles selbst herausfinden, was in der philosophischen Diskussion der Jahrhunderte objektiviert wurde. Es ersetzt dadurch ein kleines Philosophiestudium.
Abstrakt
Mythos und Logos sind aufeinander verwiesen. Ohne Mythos (fiktionale Darstellung von Erfahrung, Beschreibung, Mimesis) hätte der Logos (das rationale Denken) keinen Stoff, ohne Logos wäre der Mythos blind. Der Seinsbegriff von Parmenides ist der erste rein metaphysische Begriff, für sich erklärt er nichts (Erklärung als Kriterium für rationale Metaphysik), aber er dient der Selbstversicherung des Denkens. Die Widersprüche in diesem Seinsbegriff führen bei Gorgias zum Nihilismus. Dagegen kann Platon nachweisen, dass der Seinsbegriff nur gewonnen werden kann durch Abstraktion von kontingenten Seienden, dieses also immer vorausgesetzt ist. Da Seiendes nur unterschieden ist durch Nichtseiendes, kann es auch nur durch Dialektik, dem begriffenen Widerspruch, erkannt werden. Das parmenideische Sein führt bei Platon zur Ideenlehre. Die Idee als Urbild ist dem Denken adäquat, Wahrheit ist nicht mehr die Gleichheit (Spiegel der Natur, Widerspiegelung) von Begriff und Sache, sondern deren Angemessenheit. Geist und Materie fallen nicht mehr wie bei Parmenides zusammen, das eine ist das Gegenteil des anderen (gegen Unterstellungen von Hirnforschern). Auf Grund der mangelnden Begründung der Teilhabe von empirischem Gegenstand und Idee verlegt Aristoteles die Art-Form in die einzelnen Dinge und begründet damit den Universalienrealismus. Voraussetzung des rationalen Denkens ist die Widerspruchsfreiheit, der Begriff des Widerspruchs ist aber selbst nur widersprüchlich zu denken (Dialektik). Damit eine Rede widerspruchsfrei ist, muss sie etwas Bestimmtes aussagen, einen Gegenstand haben und ein identisches Wesen der Sache bestimmen. Die Aporien der aristotelischen Wesensbestimmungen werden von ihm selbst reflektiert und führen unter anderen geschichtlichen Umständen bei Ockham zum Nominalismus. Seine große Leistung ist es, die volle Rolle der menschlichen Subjektivität bei der Erkenntnis erkannt zu haben. Während in der antiken Philosophie Ontologie und Metaphysik noch zusammenfallen, sind nun ontologische Aussagen nur noch durch das erkennende Subjekt hindurch möglich (keine intentio recta). Nach dem Nominalismus Ockhams soll es in der ontologischen Sphäre nur noch Singularitäten geben, der Begriff Singularität ist jedoch ein Allgemeinbegriff von Einzeldingen, sodass sich der Nominalismus widerspricht. Dessen Aporien führen zu Kants Transzendentalphilosophie, die eine neue Gestalt der Metaphysik ist. Sie lässt von der ontologischen Sphäre nur noch das Ding an sich als unbekannte Ursache der Erscheinungen übrig. Aber da sie aus den Bedingungen der Möglichkeit wahrer Wissenschaft erschlossen ist, enthält sie immer schon ontologische Voraussetzungen, wie sie im Experiment erscheinen. An den Ausführungen der Kritik der reinen Vernunft kann gezeigt werden, dass bei Kant nicht nur implizit ontologische Bestimmungen eingehen, sondern auch die strikte Trennung von Erscheinung und Ding an sich nicht haltbar ist. Auch kann die transzendentale Apperzeption als Garant der Widerspruchsfreiheit selbst nichts unter sich bringen, sondern das können nur empirische Subjekte, deren Leistung aber nicht genügend reflektiert wird. Hegel entwickelt die transzendental begründeten Kategorien systematisch weiter (in seiner Logik) und macht daraus eine Geist-Ontologie, die wiederum mit Argumenten aus Kants Erkenntnisreflexion kritisiert werden kann. Dennoch stellt Hegels Dialektik einen Höhepunkt der Philosophiegeschichte dar, weil er diese in sein System integriert hat. Sie ist als materialistische „Methode“ in die Marxsche Kapitalanalyse eingegangen. Der Begriff des Kapitals entspricht dem idealistischen Wesensbegriff Hegels und ist nach Marx abzuschaffen, weil dieser automatische Mechanismus den einzelnen Menschen bloß als Mittel der Verwertung des Werts behandelt. Die nachfolgende bürgerliche Philosophie fällt hinter Kant und Hegel – z. T. aus ideologischen Gründen – zurück. Bei Heidegger wird eine ontologische Differenz von Sein und Seiendem aufgemacht, da aber das Sein nicht rational bestimmbar ist, gleitet das Seinsverständnis von Heidegger trotz seines Seinsfatalismus in den Subjektivismus ab, zu dem es bei Sartre explizit geworden ist. Auch seine durch Umdeutung von Kants Kategorien zu Seinsbegriffen gewonnene Ontologie ist nicht haltbar, weil solche Seinsbegriffe Kontradiktorisches enthalten. Dagegen werden vom Logischen Empirismus alle ontologischen und metaphysischen Voraussetzungen abstrakt negiert, sodass er zum Solipsismus mutiert und seine eigenen metaphysischen Implikationen nicht mehr erkennen kann. So ist sein empiristisches Verifikationskriterium nicht auf dieses (metaphysische) Kriterium selbst anwendbar und damit irrational. Das wahre Verhältnis von unseren Begriffen zu der extramentalen Realität ist nach Peter Bulthaup dies: Begriffe der Natur, die dem Praxiskriterium genügen, treffen etwas in der ontologischen Sphäre, ohne dass eine Ontologie als System der Totalität möglich ist. Von uns Menschen in den Dingen und der Gesellschaft realisierte Begriffe können universalienrealistisch gedeutet werden, wie an der Marxschen Kapitalkritik verdeutlich werden kann. Lebendige Körper, da ihnen ein immanentes Telos zu unterstellen ist, können in ihrem Wesen nicht positiv bestimmt werden (Kant/Haag). Das Telos ist nicht den naturwissenschaftlichen Methoden zugänglich, sondern muss nur überhaupt angenommen werden (negative Metaphysik). Deshalb dürfen Organismen, insbesondere der Mensch, nicht zum beliebigen Mittel fremder Interessen wie im Kapitalismus gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 6
Einleitung 17
I. Resultate der antiken Ontologie und Metaphysik
1. Prolegomena: Mythos und Logos 31
2. Das Parmenideische Sein und der idealistische Begriff
der Wahrheit 35
3. Die Begründung des absoluten Raumes als Modell
eines metaphysischen Begriffs 40
4. „Nichtseiendes ist“ – der daseiende Widerspruch
als Prozess 44
5. Die Zerstörung der Vernunft durch Widersprüche
Gorgias radikale Negation der Philosophie und des
vernünftigen Denkens 49
6. Rhetorik und Pragmatik ohne Wahrheit kommen
nicht ohne Wahrheit aus. Platons Kritik an Gorgias
Nihilismus 54
7. Das Allgemeine und die Herrschaft 71
8. Die Entdeckung des Geistes. Kritik des
physikalischen Materialismus 76
9. Kritik des Solipsismus 88
10. Der ontologische Status sittlicher und moralischer
Begriffe 92
11. Der Satz des zu vermeidenden Widerspruchs und
seine logischen und ontologischen Implikationen 97
12. Das Wesen einer Sache. Mit einer Anmerkung zum
Zeitbegriff 109
13. Materie und Form 121
14. Das zwingende Argument durch ontologische
Fundierung 129
15. Der Grundgedanke der Ontologie und des
Ontologischen und seine Problematik 133
16. Probleme der Wesensbestimmung 140
17. Die Begründung der Seele durch Aristoteles 146
18. Kritik der Ideenlehre von Platon und der These von
der Unsterblichkeit der Seele 156
19. Gegen die These, bei Aristoteles bestehe eine Tautologie
von Grund und Begründetem 162
20. Die Aporien der aristotelischen Ontologie 170
21. Nominalismus als Lösung? 183
II. Resultate der modernen Ontologie und Metaphysik
22. Der Übergang zur Philosophie der Moderne 188
23. Das Ontologische und die Metaphysik bei Kant
23. 1. Die Problemstellung Kants 193
23. 2. Der Grundgedanke der Transzendentalphilosophie 198
23. 3. Metaphysik bei Kant 203
23. 4. Zur transzendentalen Ästhetik 206
23. 5. Konstitution der Erfahrung (Deduktion der Kategorien)
Mit einer Anmerkung zur Widerspiegelungsthese 217
23. 6. Das „Ding an sich“ und seine Problematik 235
23. 7. Empirisches und transzendentales Bewusstsein
(nach Frank Kuhne) 244
23. 8. Von der Urteilskraft oder der Vorrang des Objekts
Mit einer Anmerkung zur produktiven Einbildungskraft 247
23. 9. Verstand und Vernunft 258
23.10. Vom transzendentalen Ideal
Kollektive und distributive Einheit 269
23.11. Kritik des subjektiven Idealismus 274
23.12. Freiheit und Notwendigkeit.
Zur dritten Antinomie 279
23.13. Die menschliche Subjektivität 285
23.14. Die Grenzen der Transzendentalphilosophie Kants 296
24. Exkurs: Das metaphysisch begründete Moralgesetz
als notwendige Ergänzung zur Gesellschaftstheorie 309
25. Die Restituierung der Ontologie als Negation
des Ontologischen im objektiven Idealismus Hegels
25. 1. Der Übergang von Kant zu Hegel 331
25. 2. Hegels Verständnis von Metaphysik und Ontologie 337
25. 3. Der Systemgedanke und Hegels System 342
25. 4. Hegels Übergang vom Sein zum Werden
und der Übergang im System überhaupt 358
25. 5. Zur hegelschen Methode 364
25. 6. Das Wesen der Dinge und Hegels Kategorie
des Wesens 374
25. 7. Die Tautologie von Grund und Begründetem in
Hegels Wesenslogik 391
25. 8. Hegels objektiver Idealismus in der Rechtsphilosophie 395
25. 9. Kritik der hegelschen Philosophie als Ganzer 409
26. Gefahren des ontologischen Denkens.
Die Fundamentalontologie Heideggers 420
27. Abstrakte Negation aller Metaphysik und Ontologie im
Logischen Empirismus 451
28. Das ontologische Fundament unseres Denkens.
Positive und negative Metaphysik 503
Anhang: Abkürzungen 546
Literaturverzeichnis 546
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 556
Impressum
Bodo Gaßmann: Die metaphysischen und ontologischen Grundlagen des menschlichen Denkens. Resultate der kritischen Philosophie, Garbsen 2012.
(560 Seiten; Paperback; Fadenheftung; 17 x 24 cm; 24,- €)
ISBN 978-3-929245-05-9
Das Buch wird herausgegeben durch den
„Verein zur Förderung des dialektischen Denkens, e.V.“,
Hertzstr. 39 / 30827 Garbsen.
www.erinnyen.org /Unsere aktuelle Seite: www.erinnyen.de /
zu beziehen über: www.erinnyen.com (siehe rechte Spalte ->)
Copyright: Alle Rechte liegen bei dem Autor. Die Vervielfältigung, die Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors erlaubt, soweit sie nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestattet.
Zum Autor
Bodo Gaßmann, Jg. 1947, ist Herausgeber der „Erinnyen. Zeitschrift für materialistische Ethik“ und Vorsitzender des „Vereins zur Förderung des dialektischen Denkens“. Er war langjährig Philosophielehrer und ist jetzt Privatgelehrter. Seine Spezialgebiete sind Ethik und Moralphilosophie sowie Gesellschaftstheorie. Er war Schüler von Peter Bulthaup und Günther Mensching. Bisherige Veröffentlichungen sind u. a.: „Logik. Kleines Lehrbuch des menschlichen Denkens“; „Ethik des Widerstandes. Abriß einer materialistischen Moralphilosophie“.
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