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Bodo Gaßmann

Die Wahrheit über das Osterfest

In diesem Jahr haben wir in Deutschland ein „Bilderbuchwetter“ – der Klimawandel machts möglich. In früheren Zeitaltern ohne Zentralheizung war dies eine herbeigesehnte Jahreszeit. Goethes Faust ruft dies in seinem Osterspaziergang aus: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“. Kein Wunder, dass die christlichen Priester die Auferstehung auf den Frühling gelegt haben, in dem auch die Natur wieder erwacht. Im heutigen naiven Volksglauben christlich sozialisierter Menschen gilt: „Sticken für Ostern“, um den Gauben mit allen Sinnen zu erleben, wie ein Radiobeitrag suggeriert. Doch Religion mit den Sinnen erleben, ist ambivalent. Der Gott der Christen ist nicht anschaulich, nicht mit den Sinnen erfahrbar. Schließlich heißt es: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott.“ Dieses Gebot ist in den christlichen Kirchen nie eingehalten worden. In der katholischen Kirche erscheint es gar nicht als ein gesondertes Gebot in der Zählung des Dekalogs. Man braucht Anschauung in der religiösen Propaganda, das Bild, das Sinnliche.

Pieta

(Quelle: Wikipedia) Michelangelos Pieta
(In der Renaissance wird das Sinnliche, der nackte Körper betont!)

Wird zu Ostern Jesus Tod am Kreuz und seine Auferstehung gefeiert, dann ist Gott sinnlich-konkreter Mensch, so wie du und ich. Seine Abbildung als Plastik am Folterinstrument, dem Kreuz, war und ist eines der wirkmächtigsten Bilder dieses Glaubens. Die Gestalt Jesus als Gott hat den großen theologischen Vorteil, dass dieser Gott nicht einfach im Jenseits ist, sondern eine Brücke besteht zum Diesseits. Wäre Gott nur im Jenseits, dann ginge er uns nichts an. Dies ist z. B. im Islam der Fall mit der Folge, dieser Gott kann eigentlich nicht in die Welt mehr eingreifen. Wenn das Gegenteil behauptet wird, dann ist das widersprüchlich und deshalb irrational. Für uns gibt es nur Materielles und Geistiges, aber was im Jenseits ist, können wird nicht nur erkennen, sondern es hat auch keinen aktuellen Einfluss auf uns – falls es ein Jenseits der Welt überhaupt gibt. Einige Theologen haben deshalb Gott als Uhrmacher bezeichne (philosophisch als Ursprung), der die Welt aufgezogen hat, und nun läuft sie von selbst ab, ohne dass er noch Einfluss nimmt (Deismus).
Doch die christliche Dreiheit, Gott Vater, Heiliger Geist und Gott Sohn, ist logisch eine schwierige Idee. Gott soll dreifach sein und zugleich nur einer – das aber ist widersprüchlich. Deshalb hat schon Abaelard im 12. Jahrhundert gesagt, diese Trinität sei ein Widerspruch und deshalb absurd. Da er daraus im Mittelalter nicht schließen konnte, es gibt gar kein Gott, ohne auf dem Scheiterhaufen zu landen, hat er lediglich behauptet, man können aufgrund seiner Widersprüchlichkeit nur an ihn glauben. Später wurde daraus die Formel: credo quia absurdum (ich glaube, da es absurd ist). Doch so einfach und absurd ist es mit der Trinität nicht. Jede rationale Erkenntnis enthält das Allgemeine (Logik, Kategorien), das Besondere (wie z. B. Naturgesetze) und das Einzelne (erfahrbare Einzeldinge). Jede Erkenntnis ist also, dialektisch gesehen, die Einheit von Allgemeinen, Besonderen und Einzelnen, die mystifiziert im dreieinigen Gott symbolisiert ist. Soweit zum philosophischen Gehalt der Trinität gegen platte Aufklärung, sie sei bloß ein Widerspruch. Allerdings folgt aus der mythologischen Ansicht, Gott sei als Sohn sinnlich erfahrbarer Einzelmensch, auch dass Gott sterblich ist. So sagt Hegel über den Karfreitag: „Gott ist gestorben, Gott ist tot – dieses ist der fürchterlichste Gedanke, daß alles Ewige, alles Wahre nicht ist, die Negation selbst in Gott ist; der höchste Schmerz, das Gefühl der vollkommenen Rettungslosigkeit, das Aufgeben alles Höheren ist damit verbunden.“ (Zitiert nach Türcke: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1986, S. 104)
Dieser Tod von Jesus, der Inkarnation Gottes, wird von den Theologen umgebogen in eine Erfolgsgeschichte. Die imaginäre Figur Jesus stellt nach der Bibel zunächst die demonstrative Weigerung dar, sich unter das entfremdete Gesetz der Herrschaft zu stellen. Es gibt keine Versöhnung des Jesus mit den Hohen Priestern und den Römern, allgemein des Einzelnen mit dem entfremdeten Allgemeinen, der Herrschaft. Die Mächtigen haben das Individuum Jesus hingerichtet. Aber bei den Theologen wird Jesus Tod als Versöhnung umgedeutet. Indem der Widerspruch zwischen Einzelnen und falscher Allgemeinheit aufreißt, wird er bereits wieder gekittet. Das Opfer von Jesus wird als Erlösungstat „für unsere Sünden“ gepriesen, während die Kreuzigung gerade das Gegenteil beweist: „Nichts ist unversöhnlicher mit der unversöhnlichen Welt als der Versöhnungsgedanke“ (A. a. O., S. 73). Sein Opfertod wird als Erlösung umgedeutet, als Versöhnung von Einzelnen mit dem Allgemeinen. Das ist nach Türcke „der Sündenfall der christlichen Theologie“ (ebd.). Historisch ist der Sündenfall des Menschen in die Welt gekommen, als zum ersten Mal ein Mensch einen anderen Menschen dazu gezwungen hat, sein Sklave, sein Knecht oder sein Lohndiener zu sein, sich also kostenlos seine Muskelkraft, sein Hirn und seine anderen Fähigkeiten, kurz seine Arbeit, angeeignet hat. Der Sündenfall kann auch erst dann wieder aus der Welt geschafft werden, wenn es keine Ausbeutung und Herrschaft, heute die des Kapitals, mehr gibt.
Diese falsche Versöhnung drückt sich auf der Ebene christlicher Mythologie in der Wiederauferstehung von Jesus und seiner Himmelfahrt aus. Dagegen war ich schon durch meinen Großvater eingenommen worden. Als ich ihn als Kind fragte, ob er an Gott glaube, antwortete er mir: Er glaube wohl an Gott, aber das Jesus wieder auferstanden sei, das könne er nicht glauben. Er hatte als Bauer viele Tiere geschlachtet und zerwirkt, die dann zum Teil in seinem Magen landeten und verdaut wurden. Wie soll das Fleisch beim Menschen, der auch nur einen tierischen Körper hat, wieder auferstehen? Sein in der Schule erlerntes Wissen über die Natur und eigene Erfahrung verboten ihm, eine solch absurde Annahme der Auferstehung zu glauben. Oder den Gedanken philosophisch: Wenn Gott-Sohn stirbt, dann ist er vernichtet, Auferstehung hieße dann ein Nichts wird wieder ein Etwas – das aber ist irrational, nach Türcke „ein fauler Karfreitagszauber“ (a. a. O., S. 105), ein theologisches Kunststück, das nur gilt, wenn man von aller Logik absieht. Und wenn man es als Märchen auffasst, wird eine falsche Botschaft ausgesendet. Tauern wird also Karfreitag um den Tod eines Widerstandskämpfers aus ferner Zeit, ob es Jesus nun gab oder nicht; und hoffen wir zu Ostern, dass kein Dissident oder Oppositioneller gegen die Obrigkeit mehr an die modernen Kreuze genagelt wird, die da heißen: Staatsterror, Gefängnis, Abschiebung, Berufsverbote und – im schlimmsten Fall – noch immer die Ermordung, wie zu Jesus Zeiten.

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Letzte Aktualisierung:  18.04.2019

                                                                       
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