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Bodo Gaßmann
Fingerübung zum Weihnachtsfest
Die Wahrheit hat in diesem Land keine Konjunktur. Diejenigen, die sich einige Wahrheiten erarbeitet haben, werden kaum zur Kenntnis genommen. Es geht ihnen wie den Hunden in Hannover, die Heinrich Heine einst geschildert hat. Sie betteln den Fremdling an: Ach gib uns einen Tritt, uns langweilt so. Nun hat mir endlich ein Fremdling aus Hessen einen Fußtritt gegeben. Aber die Langeweile konnte er auch nicht verscheuchen. Denn ins Geistige übersetzt, heißt „Tritt“ eine Kritik gegen einen meiner Kommentare in den Erinnyen. Welchen er meinte, hat er nicht angegeben und so gehe ich mal davon aus, meine Bemerkung zu den Flüchtlingen und den Ursachen der Flucht vom 23.9. ist gemeint. Aber das Wort Kritik ist zu hochgestochen, die Botschaft besteht nur aus zwei Sätzen. „Brillianter Kommentar!“ ist ironisch gemeint, was jedoch das Gegenteil der Ironie ist, auf das sie sich bezieht, wird nicht deutlich. Die deutsche Leitkultur hatte schon immer Schwierigkeiten mit der Ironie. Wutbürger, Verunsicherte und Rechte schreien heute zwar ihre Wut heraus, aber leider ohne Argumente. Was aber ist eine Kritik, die keine Gründe oder nur Scheingründe vorbringt? Gegen solche Meinungsidioten hat schon Aristoteles eingewandt, sie sind wie eine Pflanze, und Hegel merkt über sie an, sie könnten nur om, om, om sagen – selbst wenn sie ironisch sind und in grammatisch korrekten Sätzen nichts sagen.
Warum sich überhaupt jemand hinsetzt und mir unter vollem Namen und ganzer Adresse eine E-Mail schickt, bleibt rätselhaft. (Eine neue Taktik der Rechten ist es zur Zeit, mit vollem Namen und ganzer Adresse ihnen unliebsame Ansichten zu denunzieren!) Es lässt sich nur vermuten, dass Andreas L. seinen Psychomüll bei mir abladen will, und als Kloake wählt er einen Gegner aus, den er nicht kennt, nicht versteht und nicht begreifen will. Wohlwollend könnte man das als inhaltsloses Mobbing bezeichnen. Indirekt erkennt man aber doch, aus welcher Ecke das kommt. Wenn er im zweiten Satz schreibt: „Gehen Sie Weihnachten arbeiten, damit schaffen Sie vielleicht etwas Vernünftiges.“ – dann gibt sich die rechte Ideologie zu erkennen. Wie einst die deutschen Faschisten die Arbeit verherrlicht haben, um den Lohnabhängigen einen höheren Mehrwert abzupressen und gleichzeitig die Arbeit in den Konzentrationslagern als Strafe unter der zynischen Losung „Arbeit macht frei“ benutzt haben, so auch in der Vorstellung meines Nicht-Kritikers. (Übrigens, ohne in die Totalitarismusthese zu verfallen, auch die DDR hat die Arbeit verherrlicht und zugleich als Strafe eingesetzt – siehe den Roman „Fieber“ von Arno Kaiser.)
Wenn ein Rentner aufgefordert wird, „Weihnachten arbeiten zu gehen“, dann freut sich das Kapital, Arbeit für fremde Zwecke bis der Löffel abgegeben wird. Seit wann ist Ausbeutung „etwas Vernünftiges“? Dümmer geht’s nimmer.
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