Artikel drucken Reportage Erinnyen Aktuell    13.01.2007
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  Armutshilfe und Gefühlsmoral

 

Hintergrund: Kommunitarismus

 Nach dem Brockhauslexikon ist dieser Begriff eine „Bezeichnung

für Theorieansätze, die die Bedeutung des Begriffs »Gemeinschaft«

 bei der Analyse moderner Gesellschaften hervorheben. In den

USA aus der Kritik am Liberalismus entwickelt, betont der

Kommunitarismus die Einbettung von Individuen, Rechten,

Normen und Institutionen in Gemeinschaften verschiedener Art,

von der Familie bis zur politischen oder kulturellen Gemeinschaft.

Innerhalb der Soziologie findet sich der Kommunitarismus als

Kritik an der fortschreitenden Individualisierung moderner

pluralistischer Gesellschaften, v.a. an dem damit einhergehenden

Gemeinschaftsverlust und der Entwertung traditioneller und

zugleich solidarischer Lebensformen. Die seit Mitte der

1980er-Jahre in den USA von A. Etzioni ins Leben gerufene

politische Bewegung sieht sich als parteiübergreifenden

Versuch, Gemeinsinn und Verantwortung des Einzelnen für die

Gemeinschaft zu fördern und das »Übermaß« individueller

Rechtsansprüche an den Staat zu reduzieren.“

 

Die Wirkung ist vor allem, dass die staatliche Unterstützung von

Menschen, die in Not geraten sind, heruntergefahren werden kann

zugunsten mehr oder weniger zuverlässig funktionierender

rivater Initiativen. Wie in den USA so etwas aussieht, kann

man an dem Hunger im reichsten Land der Welt erkennen und

an der höchsten Rate von Strafgefangenen auf 100 000

Einwohner in der Welt. Damit erweist sich der Kommunitarismus

als bürgerliche Ideologie, die den Neoliberalismus nahe steht,

obwohl der Kommunitarismus gleichzeitig vorgibt, das l

iberalistische Denken zu bekämpfen.